Auf der Suche nach minimalen Kompositionen zieht es mich gerne durch die Strassen von Bern oder auch öfter in die Nähe von Gletscher. Als ich mir vor ~5 Jahren meine erste Drohne für die Reise nach Island gekauft habe, wusste ich sofort, dass diese Ausrüstung mich von nun an viele Orte begleiten wird. Die Möglichkeiten, wenn bewusst eingesetzt, sind grenzenlos.

Eine Kategorie von Drohnen schaute ich aber bisher nur mit funkelnden Augen aus der Ferne an; die “First Person View” oder FPV Drohnen. Vor ein paar Monaten habe ich mich daher dazu entschlossen, via Simulator das Fliegen dieser Drohnen zu lernen. Nach rund 20 Stunden Flugzeit im Simulator fühlte ich mich bereit, die DJI Avata zu testen. Die rauen schneebedeckten Berglandschaften der Lofoten in Norwegen waren dazu der perfekte Ort für diesen Test. Im folgenden Bericht gehe ich genauer darauf ein, was die DJI Avata kann, ob das Training im Simulator nötig ist und ob sie meine aktuelle Foto/Video Drohne, die DJI Mini 3 Pro, ersetzen oder ergänzen kann.


DJI Avata & FPV Drohnen

First Person View Drohnen waren für lange Zeit etwas, was ich nur an Spiele-Messen in Form von Rennen gesehen habe. Im Vergleich zu herkömmlichen Drohnen wie der DJI Mini 3 Pro, wird bei FPV Drohnen mit einem Headset geflogen. Die Drohnen sind oftmals unstabilisiert & enorm schnell. Sie müssen so durch präzise Controller-Bewegungen durch die Luft gesteuert werden. Dafür sind aber auch Loopings, Rollen und Flugmuster jeglicher Art möglich. FPV Drohnen werden oftmals von den Piloten selbst zusammengebaut und geflickt. Dabei müssen zahlreiche Punkte, wie die korrekte Lagerung der Akkus, berücksichtigt werden. So entwickelt es sich schnell einmal zum intensiven Hobby.

Die DJI Avata ist, nach der DJI FPV, die zweite FPV Drohne von DJI und kombiniert die Aspekte von FPV mit Intelligenz. Sie ist aus der Box, ohne zusammenbauen, “ready-to-fly”. Mit 20GB internem Speicherplatz ist sogar nicht einmal eine SD Karte nötig — auf jeden Fall nicht für die ersten Flüge. So ähnlich wie dies auch von anderen DJI Drohnen bekannt ist.

In dem Kit DJI Avata Pro-View Combo, welches ich mir zugelegt habe, ist folgendes enthalten:

  • DJI Avata + 1x Batterie
  • DJI Goggles 2 + 1x Akku
  • DJI Motion Controller
  • Diverses Zubehör (Kabel, Kopfband, Ladegerät, etc.)

Mit der Drohne sind Videoaufnahmen mit bis zu 4K Auflösung auf 60fps möglich. Dies in 3 verschiedenen Flugmodi: Normal, Sport und Manual. Je nach gewähltem Modi kann die Drohne mit bis zu 97km/h geflogen werden. Was auffällt — und auch online oft angeprangert wurde — ist, dass sich in allen Combos die DJI anbietet, sich ein unüblicher & neuartiger Controller befindet — der Motion Controller

Motion Controller vs. Regulärer Controller (DJI FPV Controller 2)

Der Motion Controller verwendet im Vergleich zum traditionellen Controller keine Joysticks und lässt sich bequem mit nur einer Hand bedienen. Der Controller ist daher eher ähnlich zu Controllern, welche mit AR/VR-Brillen mitgeliefert werden. Gesteuert wird die Drohne so durch Handbewegungen in Kombination mit Drücken/Regulieren der Beschleunigungstaste. Auf der Vorderseite gibt es Knöpfe zum Starten der Drohne, zum Wechseln zwischen Normal und Sportmodus und eine Notbremse. Der Daumen kann dabei praktisch auf dem grössten Knopf abgelegt werden, welches auch gleich die Notbremse ist.

Auch ich war vor dem Test eher skeptisch über den Motion Controller. Als ich jedoch das erste Mal damit geflogen bin, musste ich sofort feststellen, dass DJI hier einen spannenden neuen Controller gebaut hat. Das Fliegen mit dem Motion Controller ist intuitiv, stabilisiert und fühlt sich sicher an. Und es macht richtig viel Spass. Und das nicht nur mir. Ich konnte den Motion Controller verschiedenen Personen in die Hand geben, welche noch keine FPV Erfahrung (in Echt oder im Simulator) hatten, und sie konnten die Drohne innert kurzer Zeit intuitiv bedienen. Was mir jedoch aufgefallen ist, obwohl ich den Motion Controller mehrmals kalibriert hatte, musste ich wesentlich stärker nach rechts lenken um in diese Richtung zu fliegen; im Vergleich zu Flügen nach links. Aber grundsätzlich hatte das keinen grossen Einfluss auf das Fliegen.

Auf den Goggles sieht der Betrachter jeweils einen kleinen Kreis, welcher die Flugrichtung angibt. So lässt sich die Drohne präzise steuern und auch Flüge durch/unter Objekte sind mit etwas Übung möglich. Hier ein Video von meinem ersten Flug, was dies etwas genauer zeigt.

Als Alternative Steuerung bietet DJI den FPV Controller 2 an. Dieser ähnelt einem regulären FPV Controller oder auch einem Controller einer Spielekonsole. Der grosse Vorteil gegenüber dem Motion Controller: Das Fliegen im manuellen Modus. Mit dem Motion Controller kann lediglich im Normal und Sport Modus geflogen werden, nicht aber im manuellen Modus. Dies wurde wahrscheinlich bewusst so gewählt, denn so bleibt die Drohne mit dem Motion Controller stets stabilisiert. Dadurch auch optimal für die meisten Nutzer, welche die Drohne lediglich zum Einstieg & Spass fliegen wollen. Nutzer, welche alles aus der DJI Avata herausholen möchten, müssen aber den manuellen Modus aktivieren.

Im manuellen Modus ist jegliche Stabilisierung ausgeschaltet und die Drohne wird komplett über die Joysticks gesteuert. So schwebt die Drohne auch nicht still in der Luft, wenn die Joysticks losgelassen werden, sondern fliegt in die Richtung weiter und crasht möglicherweise. Dafür sind genau diese interessante Flugmuster möglich, welche auch mein initiales Interesse geweckt hatten. DJI hat verschiedene Stufen bzw. Einstellungen eingebaut, so dass sich Nutzer nach und nach an den manuellen Modus herantasten können. Um den vollen manuellen Modus zu aktivieren, müssen verschiedene Einstellungen getätigt werden:

  • Anziehen der Schrauben des linken Joysticks, so dass dieser nicht mehr in die Mitte springt. Dazu gibt es viele Tutorials im Internet. Wird dies nicht gemacht, kann die Drohne wie eine reguläre Drohne im Normal und Sportmodus geflogen werden.
  • Ändern des “Custom Modes”, so dass beim Setzen des Reglers auf “M” auch der manuelle Modus angewählt wird. Standardmässig wird dort der Sport Modus aktiviert.
  • Deaktivieren der “M Mode Attitude Limit”. Solange dies aktiv ist, wird die Drohne auf gewisse maximale Winkel limitiert und kann so keine Rollen, Loopings oder “Dives” ausführen. Um ein Gefühl für den manuellen Modus zu entwickeln, kann diese Einstellung gerne noch auf aktiv belassen werden.

Sind diese Schritte alle gemacht, so lässt sich die DJI Avata als reguläre FPV Drohne fliegen. Es gibt aber noch einen grossen Unterschied zu anderen FPV Drohnen. Funktionen wie die Notbremse-Taste oder den Modus-Wechsel sind beim Fliegen im manuellen Modus immer möglich. Falls es daher mal knapp wird, kann z.B. die Notbremse gedrückt werden und die Drohne stoppt abrupt und wechselt in den normalen stabilisierten Modus. Oder wenn die Drohne das Signal zu den Goggles verliert, so kehrt sie zurück (siehe weiter unten).

Nichtsdestotrotz; in diesem Modus zu Fliegen braucht Übung. Aus diesem Grund habe ich — und das wird auch überall so empfohlen — mir zuerst den DJI FPV Controller 2 gekauft und damit im Simulator geübt. Ich habe hierfür den “LIFTOFF Simulator” verwendet und finde diesen wesentlich angenehmer, als den Simulator von DJI. Nach rund 20 Stunden Simulator-Flugzeit fühlte ich mich bereit genug für den Test der DJI Avata. Und ja; durch die ersten paar Stunden musst du durch — die sind echt hart und ich fühlte mich als ob nichts klappt. Aber irgendwann klickt es. Nach reichlich Flügen mit der DJI Avata kann ich auch sagen, dass sich der Simulator relativ nah an die Realität herankommt.

Meine Empfehlung bezüglich der Controllerwahl: Falls du (noch) kein neues Hobby möchtest und einfach mal ein Gefühl für FPV entwickeln möchtest, dann ist der Motion Controller wohl der richtige für dich. Wenn du aber das maximale aus der Drohne herausholen und die besten Aufnahmen erreichen möchtest, dann kommst du um den regulären DJI FPV Controller 2 nicht herum. Das lässt sich aber auch optimal kombinieren; Üben im Simulator währenddessen du bereits mit dem Motion Controller echte Erfahrung sammelst.

Ich werde für meine zukünftigen Flüge definitiv beide Controller in Betracht ziehen. Besonders für enge Hindernisse & Innenräume scheint der Motion Controller seine Vorteile zu haben. Meiner Meinung nach wäre es dennoch angebracht, dass es eine DJI Avata Combo gäbe, welche nur den DJI FPV Controller 2 inkludiert.

Videoqualität

Die Stärken der DJI Avata liegen ganz klar bei Video. Mit Aufnahmen von bis zu 4K/60fps oder 2.7k/120fps können qualitativ hochwertige Aufnahmen kreiert werden. Per Update wurde Ende 2022 ebenfalls noch ein 30fps Modus nachgeliefert. Da die Goggles jedoch auf denselben Kamerafeed zugreifen wie die Videoaufnahme selbst, erscheint das Bild beim Fliegen etwas rucklig. Die Qualität der Videoaufnahmen im Tageslicht war für mich stets ausreichend. Wie auch bei anderen Drohnen mit ähnlichem 1/1.7-inch CMOS sensor: Sobald das Licht weg ist und das ISO hochgeschraubt werden muss, werden die Aufnahmen schnell unscharf und körnig.

Für die meisten Aufnahmen im finalen Video habe ich folgende Einstellungen verwendet:

  • 4k/60fps, Bildverhältnis: 16:9, Auslösezeit: 1/120s, ISO: Auto, Max ISO: 3200, Farbmodus: D-Cinelike, FOV: Wide, Stabilisierung: off (und selten auch mit mit RockSteady)

Für die Stabilisierung der Videos können 3 Modi ausgewählt werden:

  • RockSteady
    Die “All-In” Stabilisierung von DJI. Damit werden alle kleinen Wackler & Windstösse schön ausbalanciert und die Videos fühlen sich flüssig an.
  • HorizonSteady
    Mit dieser Stabilisierung bleibt der Horizont immer schön gerade. Das wirkt dann so als ob mit einer regulären Drohne geflogen wird. Online wird dies vor allem für Indooraufnahmen empfohlen. Für Flüge im manuellen Modus wo manchmal der Horizont nicht zu sehen ist, kann dies zu unschönen Aufnahmen führen.
  • off
    Keine Stabilisierung. Ist das Field-of-View auf Wide oder Normal gesetzt, so werden zusätzlich zum Video ebenfalls die Gyro-Informationen gespeichert. Diese können z.B. mit dem gratis Open Source Programm “Gyroflow” eingelesen werden. Damit können die Videos nachträglich stabilisiert werden.

Ich habe hauptsächlich die beiden Modi “RockSteady” und “off mit Gyroflow” ausprobiert und bin mit beiden Resultaten zufrieden. Zukünftig würde ich aber wohl eher auf “off mit Gyroflow” tendieren, da ich da dann selbst noch den Level an Stabilisation einstellen. In Gyroflow kann sogar mit Keyframes gearbeitet werden und so ist die Stabilisierung der internen Stabilisierung meiner Meinung etwas überlegen. ABER: Die Stabilisation hilft nur, wenn die Videos auch stabil geflogen wurden. Waren die Manöver des Piloten rucklig & unsanft, so kann dies auch jegliche Stabilisierung nicht mehr retten. Aber auch hier habe ich gemerkt: Das flüssige Fliegen braucht Übung und Flugzeit.

 

Damit tiefe Auslösezeiten von 1/120s auch bei Tageslicht möglich sind, habe ich ebenfalls noch das Freewell DJI Avata Standard Day 4 Pack mitgenommen und getestet. Im Pack sind folgende 4 Filter enthalten: ND8, ND16, ND32 und ND64. Da wir auf den Lofoten nur rund 5 Stunden Tageslicht hatten, war die Sonne stets recht tief (und goldig!). Daher war der ND8 Filter war oftmals die richtige Wahl. Die Filter fühlen sich hochwertig an und lassen sich mit wenig Druck vorne an die Linse der Avata reindrücken. Qualitativ bleibt das Bild genau gleich hochwertig und profitiert mit den Filtern von passendem “Motion Blur” beim Fliegen, da die 180-degree-rule eingehalten werden kann. Da die Filter sehr leicht sind, muss beim Entfernen aufgepasst werden, dass diese nicht gleich zu Boden fliegen. Trotz der Leichtigkeit, sind die Filter aber solide gebaut und ich hatte nie Angst den Filter zu zerbrechen. Wie auch bei anderen Drohnen-Filtern muss auch hier aufgepasst werden, dass sich nicht Fingerabdrücke auf den Filtern bilden, da diese wirklich klein sind. 

Vertikale Videos sind zwar nicht möglich mit der DJI Avata, es gibt aber einen Trick: Wenn die Auflösung auf 2.7k heruntergesetzt wird, lässt sich das Bildformat von 16:9 auf 4:5 verändern. So ist das Video zwar immer noch nicht vertikal, aber lässt sich etwas besser vertikal zuschneiden.

Fotoqualität

Tatsächlich kann die DJI Avata aber auch Fotos aufnehmen. Dies ist zwar ein nice-to-have, aber wäre es nicht für diesen Blog, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, die Fotofunktion zu verwenden. Bilder können in einer Auflösung von 4000x3000 Pixel geschossen werden, dies aber “nur” in JPG. Die Qualität lässt dabei für meine Ansprüche zu Wünschen übrig. Für Nutzer, die primär Fotos erstellen möchten, würde ich von der DJI Avata abraten. Folgend ist mein “bestes” Bild mit der DJI Avata. Da das Gimbal der Drohne horizontal fixiert ist und es zum Zeitpunkt des Bildes etwas Wind hatte, ist das Bild auch etwas schief geraten. Für Fotos werde ich daher meiner DJI Mini 3 Pro treu bleiben.

Signalstärke & Signalverlust

Eines ist klar, wenn die Drohne mit bis zu ~100km/h betrieben werden kann, kann einiges passieren, wenn das Signal verloren geht. Dazu habe ich mich jeweils an erhöhten Punkten positioniert, so dass wenn möglich immer eine direkte Sichtlinie eingehalten wird. Ist das der Fall, so ist das Signal wirklich gut und die Goggles zeigen auch bei grösseren Distanzen das Video oftmals ruckelfrei an. Praktischerweise gibt es auf der rechten unteren Seite in den Goggles auch die Signalstärke als Anzeige. Wenn diese runtergeht, ist es Zeit zum Umdrehen. Mit der Signalstärke hatte ich so selten Probleme.

Einmal bin ich aus Versehen hinter einen Berg geflogen und hatte so einige Meter dicken Stein zwischen mir und der Drohne. Boom — Signalverlust. Ich war dabei im manuellen Modus bei 96km/h unterwegs und dachte mir schon: “das wars dann wohl”. Zu meinem Erstaunen; die DJI Avata hat nach einem kurzen freien Fall in der Luft gestoppt und den “Return To Home” Modus eingeleitet. Während ich mich rennend in Richtung der Drohne machte, flug sie gemütlich zu mir zurück. Ohne Probleme, ohne Kratzer ohne nichts. Genau diese Intelligenz hilft Einsteiger-FPV-Piloten wie mir meine Manöver nochmals zu überdenken und genauer zu planen — ohne dass ich mir gleich eine neue Drohne kaufen muss. Obwohl ich noch keine anderen FPV Drohnen ausprobiert habe, bin ich der Überzeugung; Viele reguläre FPV Drohnen wären hier mit voller Geschwindigkeit in den Boden gerast. Hier das Video vom Signalverlust; einmal die Ansicht meiner Goggles und einmal von der Drohne:

DJI Goggles 2

Kurz vorweg; In meinem Review befasse ich mich mit den neuen, “DJI Goggles 2” und nicht mit den älteren "DJI FPV Goggles 2”. Es gibt auch ein DJI Avata Bundle mit den älteren Goggles. Suboptimale Namensgebung. Nun ja. Die Goggles sind ein relativ neues Equipment für mich. Selten zuvor habe ich mit solchen Headsets in Kontakt gefunden. Dennoch fühlte ich mich relativ schnell zurecht. Mittels 2 Rädchen, können die Linsen auf Position und Dioptrie eingestellt werden. So können auch Brillenträger:innen ohne Brille fliegen. Es gibt zwar ein Tutorial, dass dabei helfen sollte, die Brille korrekt einzustellen - bei mir löste dieses aber innert kurzer Zeit Schwindelgefühle aus. Deshalb fand ich es wesentlich einfacher vor dem Flug, wo bereits der Videofeed der Drohne durch die Goggles zu sehen ist, diese auf die passende Schärfe einzustellen.

Die Goggles werden durch einen eigenen Akku betrieben, welcher sich per Kabel an die Goggles anschliessen lässt. Während einer ca. 4-minütigen Aufnahme verbrauchte der Akku bei auch etwa 4%, gemessen bei ~5°C. Nachdem meine 3 Batterien von der DJI Avata mehr oder weniger “leer geflogen” waren, hatten die Goggles immer noch rund 80% Akku. So müsste der Akku also für rund 100-110 Minuten Laufzeit ausreichen. Ich würde das aber nicht bis ans Maximum ausreizen und den Akku regelmässig wieder aufladen. Da es an den Goggles leider keine Halterung für den Akku gibt, habe ich diesen jeweils in der Jackentasche platziert. In der Zwischenzeit habe ich mir im 3D Drucker einen kleinen Batteriehalter gedruckt, welchen ich hinten an den Goggles anbringen kann. Aber ob diese Lösung besser ist, kann ich noch nicht beantworten, denn nun zieht das Gewicht der Batterie die Goggles noch zusätzlich nach unten. Es bleibt also spannend.

Nebst dem Anschluss für den Akku befindet sich ein SD-Card Slot, ein Kopfhöreranschluss und ein USB-C Anschluss ebenfalls an den Goggles. Ist eine SD-Card eingesteckt, so kann die Sicht der Goggles aufgenommen werden. Dies kann praktisch sein, wenn die Informationen über Geschwindigkeit, Batterieverbrauch etc. interessieren. Wird das Recording über den Controller gestartet, so wird automatisch auf der Drohne + auf den Goggles aufgenommen. Wird das Recording über die Goggles gestartet, so wird nur auf den Goggles aufgenommen. Über den USB-C Anschluss kann auch ein Smartphone angeschlossen werden. Via DJI Fly App kann so der Livestream der Goggles auf das Smartphone übermittelt werden. Dies kann spannend sein für Betrachter / Spotter welche die Drohne während dem Flug beobachten und so direkt auch das Bild der Drohne sehen können. So kann der “Spass” auch während dem Flug geteilt werden und nicht erst im Nachhinein. Schade, aber kann über das angeschlossene Smartphone sonst nicht viel gemacht werden. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn darüber ebenfalls die Videoeinstellungen geändert werden können.

Zur Bedienung der Goggles gibt es auf der rechten Seite ein kleines Touchfeld, auch dieses wird im Tutorial der Goggles erklärt. Die Bedienung ist intuitiv und leicht verständlich. Ohne viel Aufwand können Video/Fotoeinstellungen sowie auch die Bedienung der Drohne im Allgemeinen angepasst werden. So können auch kleine Anpassungen während dem Flug leicht ausgeführt werden. Top.

Als Befestigung der Goggles gibt es für diese Serie lediglich ein Band ohne Über-Kopf-Strebe. Das hat den Vorteil, dass zwar die Frisur noch sitzt und das Packmass etwas kleiner ausfällt, aber dafür drücken die Goggles auf die Nase. Da die Flüge oftmals nur kurz sind, ist es für mich vernachlässigbar, aber ein gewisser Druck auf die Nase besteht immer.

Fliegen in freischaltbaren Zonen

In der Schweiz gibt es zahlreiche Warnungszonen, in welchen Flüge legal möglich sind. Es gibt auch viele Zonen, in denen es nicht erlaubt ist zu Fliegen — in denen ist es auch mit der DJI Avata nicht erlaubt und über diese spreche ich auch hier nicht. Um in einer Warnungszone zu fliegen, muss diese zuerst freigeschaltet werden. Bei herkömmlichen DJI Drohnen geht dies praktisch über das Smartphone. Bei der DJI Avata ist das aber etwas umständlicher. Da die Goggles selbst kein Internet zur Verfügung haben, muss via USB-C das Smartphone mit den Goggles verbunden und die DJI FLY App gestartet werden. Wird nun versucht in einer Warnungszone abzuheben, so erscheint auf dem Smartphone die Aufforderung zum Freischalten von dieser Zone. Ich hatte bei diesem Schritt hatte ich mehrmals Probleme mit der Freischaltung. Obwohl die Freischaltung jedes Mal mit einer Erfolgsmeldung bestätigt wurde, war das Fliegen oftmals trotzdem nicht möglich und die gleiche Aufforderung erschien nochmals. In den meisten Fällen hat es dann nach mehreren Anläufen geklappt, leider aber nicht immer. Meine Erkenntnis: Ich musste mir oft aber mehr Zeit lassen als mir lieb war und die Freischaltung ganz langsam ausführen. Ob es wirklich daran lag, dass ich das Freischalten zu schnell ausgeführt habe, blieb mir bisher unbekannt.

Sobald die Freischaltung dann geklappt hat, lässt sich die Drohne auch starten und fliegen. Wenn die Drohne z.B. die maximale Flughöhe in dieser Zone überschreitet, so wird sie abrupt an der Grenze gestoppt und wechselt in den “Normal” Modus. So ist es auch nicht möglich, auf unerlaubte Höhen aufzusteigen. Ausserdem: Wird das Smartphone während dem Flug ausgesteckt, so muss die Zone beim nächsten Flugstart erneut freigeschaltet werden. Zusammenfassend gesagt ist also das Fliegen in freischaltbaren Zonen möglich, es kann aber sein, dass die Freischaltung selbst nicht immer funktioniert - wie ich dies einmal selbst an einem wunderschönen eiskalten Morgen feststellen musste.

Batterieleistung

Auf der Website von DJI wird eine maximale Flugzeit von 18 Minuten angegeben. In realen Situationen und vor allem, wenn der manuelle Flugmodus gebraucht wird, waren es bei mir eher um die 5-7 Minuten. Im Normal oder Sportmodus, ist dies etwas länger. Das DJI Avata Fly More Kit mit 2 zusätzlichen Akkus ist also schon fast ein Muss - sonst ist der Spass schnell vorbei. Beim folgenden Flug im manuellen Modus bei ca. 3°C hatte ich den Akku der Drohne innerhalb von knapp 4 Minuten von 95% auf 12% zu bringen. Dabei hatte ich aber auch über 4km an Flugstrecke zurückgelegt.

Durch die kurze Akkulaufzeit habe ich folgende Erkenntnisse gesammelt: Es muss gut überlegt werden, wann sich ein Flug lohnt, denn der Akku ist schnell leer. Die volle Aufladung des Akkus benötigt danach etwa 50 Minuten. Ausserdem, je weniger Distanz zurückgelegt werden muss, desto mehr kann die Flugzeit für Manöver gebraucht werden. Das oben gezeigte Beispiel war klar ein Test, in einem zweiten Flug wäre ich die 2 km vorher lieber selbst gelaufen und hätte die wertvolle Flugzeit lieber für schöne Flugrouten verwendet, als im Stress bei 50% zurückzufliegen.

Qualität der Drohne

Die DJI Avata fühlt sich mit ihren 410g solide und hochwertig an, auch wenn viele Komponente aus Plastik sind. Dadurch, dass die Propeller mit einem “Schutz” ausgestattet sind, sollte sie kleinen Hindernissen trotz Berührung ausweichen können. Das einzige, was etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist der Ort des SD-Card Slots und des USB-C Anschlusses. Beide befinden sich auf der Unterseite, zwischen einem der Propeller. Mit etwas Vorsicht hatte ich aber nie Probleme damit. Praktischerweise erscheint beim Aufstarten der Drohne auch immer ein Dialog, welcher auffordert zu überprüfen ob die Klappe zu den Anschlüssen geschlossen ist.

Zur Langlebigkeit im Falle eines Crashes kann ich aktuell noch nicht viel sagen (klopft auf Holz). Im Internet gibts aber schon einige Tests dazu und die Drohne scheint zahlreiche Stürze gut überleben zu können. In jedem Fall lohnt sich aber wohl das “DJI Care Refresh Avata” Paket. Damit kann die Drohne kostengünstig ersetzt werden, wenn sie nicht mehr funktionieren sollte — es muss aber innert den ersten 48 Stunden nach Registrierung der Drohne aktiviert werden.

Die Drohne wird als nicht wasserdicht oder wasserresistent angepriesen. In meinen ersten Tests, wo ich auch durch leichte Regenschauer geflogen bin, konnte ich keine Defekte wahrnehmen. Die Drohne hält also etwas Regen aus, aber ich würde dennoch versuchen Flüge im Regen/Schnee zu vermeiden.

DJI Avata vs. “normale” Drohne

Werde ich nun auf meine “normale” Drohne, die DJI Mini 3 Pro, verzichten und sie weggeben? Nein. Beide Drohnen bzw. beide Drohnenkategorien haben ihre Stärken in verschiedenen Anwendungen. Wenn der Fokus bei der Fotografie liegt, werde ich ganz klar weiterhin zu der “normalen” Foto/Video Drohne greifen. Sprechen wir aber über Video, so wird es etwas komplizierter. Mit der DJI Avata sind flüssige, wilde, rasante und vor allem spannende Aufnahmen möglich, welche mit keiner regulären, stabilisierten Drohne erreicht werden können. Mit den Goggles ist der Pilot mittendrin dabei und das macht einfach unglaublich viel Spass. Wenn man im Anschluss die Aufnahmen an Freunden & Familie zeigt, ist schnell mal ein “wow!” zu hören. Auf der anderen Seite kann aber auch mit einer regulären Drohne z.B. nahe am Wasser geflogen werden, um spannende Aufnahmen zu kreieren. Die Videos von regulären Drohnen sind aber in der Regel statischer und weniger wild. Bislang waren es auch diese ruhigen Videos, welche ich oft selbst gemacht habe und mir gefallen. Daher werde ich zukünftig im Voraus schauen, welche Arten von Aufnahmen an den Orten möglich sind, die ich bereise. Wenn es steile Klippen & wilde Landschaften sind, dann muss die DJI Avata wohl mitkommen.

Apropos mitnehmen; ein wichtiger Punkt für mich ist das Packmass. Viele der regulären Drohnen lassen sich sehr klein zusammenfalten und bestehen oft aus verschiedenen rechteckigen Komponenten, welche sich praktisch im Rucksack verstauen lassen. Die DJI Avata auf der anderen Seite benötigt einiges mehr an Platz. Zusätzlich zu Drohne und Controller müssen noch die Goggles verstaut werden und nichts davon ist wirklich faltbar (ausser die Antennen an den Goggles). So ist der Transport manchmal etwas umständlich, vor allem wenn nebst Drohne noch Kameraequipment mitgenommen wird.

Ach genau — Die DJI Avata ist laut. Wesentlich lauter als die meisten Foto/Video Drohnen, die es heutzutage zu kaufen gibt. Wenn also damit geflogen wird, dann wissen es auch wirklich alle Personen, die sich in der Nähe befinden. Da ich meistens in relativ verlassenen Gegenden unterwegs war, hatte es mich nicht gestört — aber trotzdem sollte man sich 2x überlegen, ob sich der Flug lohnt.

Fazit

Mit der Avata hat DJI eine geniale Einsteiger FPV-Drohne herausgebracht. Ob mit Motion Controller oder regulärem Controller, es ist von Einsteiger bis Profi für alle etwas dabei. Wer will, kann im manuellen Modus das Maximum aus der Drohne herausholen — aber auch schon das Fliegen im Normal oder Sportmodus erfreut. Die intelligenten Hilfen wie Notbremse oder “Return to Home” sind praktisch und werden zahlreiche Piloten aus Situationen retten, wo mit einer regulären FPV Drohne alle Hoffnung verloren wäre.

Ich bin mit diesen ersten Flügen und diesem ersten Ergebnis/Zusammenschnitt recht zufrieden! Die DJI Avata weckte bei mir erneut die Gefühle, welche ich bei meinem ganz ersten Drohnenflug hatte: Pure Freude und Staunen! Sie wird zukünftig meine Foto/Video Drohne die DJI Mini 3 Pro mit neuen Blickwinkeln und viel Geschwindigkeit ergänzen — ich behalte also beide. Ich werde sie definitiv weiterhin auf meine Reisen & Abenteuer mitnehmen, wenn ich genug Platz habe und nicht nur Fotos machen möchte.

Ich erkenne nun auch, weshalb FPV Piloten ihre Drohne so oft crashen. Die Aufnahmen sehen einfach enorm spannend aus, wenn möglichst tief oder durch Hindernisse geflogen wird. Das Level an “Mut” steigt hier von Flug zu Flug. Dennoch bin ich bisher noch recht vorsichtig geflogen und die Avata blieb unversehrt. Ich empfehle hier allen ein langsames Antasten und üben im Simulator. Möge meine DJI Avata (und vielleicht auch bald deine?) noch leben, wenn du das hier liest.

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