Als passionierter Sonnenbeobachter und Hobbyastronom interessiere ich mich für die Sonnenbeobachtung auch mal jenseits der bekannten H-Alpha-Wellenlänge (Protuberanzen, Filamente). Hier machte mir Herr Severin Bassin von Foto Video Zumstein ein Angebot, dass mich jubeln liess. Für zwei Wochen überliess er mir die vier QUARK Filter von DayStar zum Ausprobieren. Ich hatte somit die Möglichkeit, unseren Heimatstern in allen interessanten Absorptions-/Emissionslinien, Kalzium H, Magnesium IB2, Natrium D und H-Alpha beobachten zu können. Ich bin kein Neuling auf diesem Gebiet, denn mit meinem Quantum SE 0.5 Å H-Alpha Filter setze ich hohe Ansprüche. Ich versuchte schon früher mit Produkten anderer Hersteller die Granulation und Fackelgebiete (Plages) sichtbar zu machen, ein Unterfangen, dass mich besonders jetzt in der hohen Sonnenaktivitätsphase sehr interessiert. Ich wurde aber bisher von keinem Produkt überzeugt. Können die DayStar QUARKS hier helfen?

Die Energieversorgung der Filter geschieht mit einem 5 V USB Anschluss

Der einzige Nachteil der DayStar Produkte ist, dass ihre Filter beheizt werden müssen, um in Betrieb genommen werden zu können. Das ist aber schnell gemacht. Der mitgelieferte 220 V Steckadapter bringt den Filter schon nach 5 Minuten auf Betriebstemperatur. Diese Zeit kann genutzt werden, Teleskop und Montierung aufzustellen. Da eine Nachführung eh von Nöten ist, ist ein elektrischer Anschluss nie weit weg vom Beobachter. Wer im Felde beobachten will, kann mit dem Celestron Power Tank oder mit irgendeiner Powerbank, mit der man Handys aufladen kann, arbeiten; die Filter brauchen nur einen 5 -V USB Anschluss. Ein Kompromiss, den ich sehr gerne eingehe, denn die DayStar Filter können in fast jedes Teleskop okularseitig verwendet werden. Das erlaubt mir, mit Öffnungen von 6 bis 15 cm beobachten zu können, und das für einen sehr überschaubaren Preis. Als Energiereduktionsfilter (sogenannte ERF’s) können herkömmliche UV-IR Sperrfilter verwendet werden. Da die DayStar Filter okularseitig eingesteckt werden, benötigt man am Teleskop ein F/20 bis 30 (20 – 30 mal den Durchmesser der Teleskopöffnung als Fokaldistanz), um das benötigte Schmalband zu erreichen. Das Ergebnis sind phänomenale Ausschnitte der Sonne mit Vergrösserungen bis 150-fach. Man zoomt sich buchstäblich ganz an die Sonne heran. Wer dennoch die Sonne als Ganzes sehen will, kann dies mit Focal Reducern erreichen.

Die DayStar Filter werden okularseitig angebracht, dies erlaubt Öffnungen bis 15 cm

Beobachtung mit dem Kalzium H Filter

Dieser Filter beobachtet bei einer Wellenlänge von 398 nm, weshalb die Sonne tiefblau erscheint. Heisse Gebiete der untersten Sonnenoberfläche, der Photosphäre, werden hier besonders gut sichtbar gemacht. So lassen Fackelgebiete erahnen, wo demnächst Sonnenflecken entstehen. 

Ich konnte es kaum erwarten, die Filter endlich ausprobieren zu können. Der 5. September 2022 begann wolkenlos, ich baute also meine Montierung mit dem Skywatcher Startraveler 150 auf und setzte eine Blende von 110 mm auf die Taukappe. Da der Kalzium H-Linien  QUARK schon mit F/7 und grösser arbeitet, verwendete ich eine einfache 2-fach Barlowlinse, und erreichte so einen F/13. Ich beobachte normalerweise nicht mit einem Achromaten, aber dank des Schmalbandfilters ist das nicht von Belang. Zudem ist der Startraveler sehr kurzbrennweitig, so dass ich die ganze Sonnenscheibe abbilden konnte.

Die Firma DayStar bietet auf ihrer Internetseite einen link zum National Solar Observatory (NSO), mit deren Hilfe man die Geschehnisse auf der Sonne live mitverfolgen kann. Dieses Bild der Sonne im Weisslicht wollte ich mit Hilfe meines Equipments nachverfolgen.

Das NSO Bild und mein Bild mit dem DayStar QUARK Calzium H, die Fackelgebiete sind klar zu erkennen

24 Stunden später, im östlichen Ausschnitt zeigen die Fackelgebiete dank eine erhöhte Aktivität an, hier lassen die Magnetfelder neue Sonnenflecken entstehen

Fazit: Visuelles Beobachten, eine Leidenschaft von mir, ist mit dem Kalzium H Filter nur bedingt möglich. Es hängt vom Auge des Beobachters ab, der Eine sieht nur eine blaue Scheibe, der Andere erkennt Details. Fotografisch aber ist der Filter eine Wucht. Ich hätte mir im Traum nicht vorgestellt, dass es so einfach ist, gleich auf Anhieb solche Bilder zu erhalten. Es empfiehlt sich aber, Verlängerungshülsen und eine 2-fach Barlowlinse bereit zu halten.

Beobachten mit dem Magnesium Ib2 Filter

Dieser Filter beobachtet bei einer Wellenlänge von 517 nm, weshalb die Sonne grün erscheint. Fackelgebiete sind noch zu erkennen, dafür gewinnen die Sonnenflecken an Bedeutung, und die Granulation, die dadurch entsteht, dass durch Konvektion heissere untergelagerte Schichten helleuchtenden Materials aus dem Inneren des Sternes an die Oberfläche kommen. Dort kühlen sie ab und sinken am Rande eines derartigen Stromes als dunkleres Material wieder nach unten.

Fackelgebiete, Sonnenfleck und Granulation

Dank des Systems von DayStar sind Vergrösserungen bis 150-fach problemlos möglich

Fazit: Visuelles Beobachten ist einfach. Da aber Details ins Blickfeld rücken, verwendete ich einen Binokularansatz. Ein Glaswegausgleich war wegen des im QUARK eingebauten 4-fach Barlows nicht notwendig. Mit 40 mm Okularen und einem Focal Reducer konnte ich die ganze Sonnenscheibe sehen. Durch Wechseln der Okulare und Entfernen des Focal Reducers tauchte ich förmlich in die Sonne hinab. Das Bild war hell, dank der grossen Öffnung war es scharf und detailreich. Gute Sichtverhältnisse sind aber die Bedingung. Fotografieren ist ebenfalls einfach. Was man visuell sieht, kann mit der Kamera problemlos festgehalten werden. Meiner Meinung nach sind Kameras mit einem grösseren Chip als die 9 mm meiner ASI 178 MC im Vorteil.

Beobachten mit dem Natrium D Filter

Dieser Filter beobachtet bei einer Wellenlänge von 589 nm, weshalb die Sonne goldgelb erscheint. Fackeln sind in diesem Wellenlängenbereich nur noch fotografisch schwach auszumachen, hier rücken die Sonnenflecken mit Umbra und Penumbra ins Zentrum. Es sind um bis zu 1500°C kühlere und somit dunklere Stellen auf der Sonne, an denen Bündel von Magnetfeldlinien aus dem Inneren die Photosphäre durchdringen. Die schon oben erwähnte Granulation ist jetzt problemlos zu erkennen, vorausgesetzt, man hat genügend Öffnung und gute Sichtverhältnisse.

Schwach erkennbare Fackelgebiete um einen Sonnenfleck

Sonnenflecken inmitten des Granulenmeeres

Fazit: Beobachtungen der ganzen Sonnenscheibe oder herangezoomte einzelne Ausschnitte gestalten sich gleich, wie oben schon unter dem Magnesium Ib2 Filter beschrieben. Mir kam das Bild noch heller vor, weshalb ich dem Natriumfilter den Vorzug geben würde. Nie habe ich die Sonnenflecken so scharf gesehen, nicht einmal mit meinem Herschelkeil. Hier ist der Natrium-D-Filter eindeutig im Vorteil. Beim Fotografieren sollte man auf Filme, die länger als 30 Sekunden sind, verzichten, einfach nur wegen der Tatsache, dass die einzelnen Granulen zwischen 5 – 12 Minuten existieren. Bei der Fülle an Granulen kommt es vor, dass, wegen der kurzen Halbwertszeit zu Beginn des Films, Granulen zu sehen sind, die während des Filmens verschwinden. Das macht das Stacken schwierig. Deshalb machte ich Filme, die nicht länger als 5 Sekunden waren.

Beobachten mit dem H-Alpha Chromosphären Filter

Dieser Filter beobachtet bei einer Wellenlänge von 656 nm, weshalb die Sonne tiefrot erscheint. Hier zeigt sich die Sonne von ihrer faszinierendsten Seite. Diesen Filter gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen: dem Protuberanzenfilter und dem Chromosphärenfilter. Beide betrachten dasselbe Emissionsspektrum des Wasserstoffs. Der Protuberanzenfilter besitzt eine etwas grössere Bandbreite, (0.8 – 0.6 Å) als der andere (0.5 – 0.3 Å). Deshalb ist das Bild des Chromosphärenfilters etwas dunkler, dafür sind Phänomene auf der Sonnenoberfläche besser zu erkennen, Protuberanzen treten in den Hintergrund. Der Protuberanzenfilter zeigt, wie sein Name schon sagt, die Protuberanzen, also die ‘’Feuer glühenden Wasserstoffs’’, die ins Weltall herausschiessen, Phänomene der Sonnenoberfläche treten hier in den Hintergrund.

Beide Filter betrachten die Chromosphäre, das ist die oberhalb der Photosphäre anschliessende Gasschicht der Sonnenatmosphäre. Sie besteht überwiegend aus Wasserstoff und Helium, ist etwa 2000 km dick und geht dann in die Sonnenkorona über. Protuberanzen, Spikulen (dünne Feuerspiesse), Filamente (Protuberanzen, die sich von uns aus gesehen auf der Sonnenscheibe befinden), Magnetfeldbögen sind hier zu sehen.

Chromosphäre mit kleiner Protuberanz, die Chromosphäre erscheint hier als orange Haut

Sonnenfleck, links davon 2 grosse Filamente, am Rande lassen sich Spikulen erkennen

Fazit: Dieser Filter ist für mich das Highlight. Im Vergleich zu meinem Quantum SE von DayStar besitzt der QUARK ein nur etwas engeres Sichtfeld. Visuell wie auch fotografisch erkannte ich aber keine Unterschiede. Mit einem 40 mm Okular und einem Focal Reducer zeigte sich visuell die ganze Sonnenscheibe. Hier erkannte ich schon Filamente und Protuberanzen. Meine Lieblingsvergrösserung ist etwa 80 – 120-fach. Visuell gleitet man wie mit einem Raumschiff über das Feuermeer. Das Fotografieren ist mit etwas Übung schnell gemacht. Da das Bild auf dem Computermonitor schon etwas dunkler ist, empfiehlt sich ein Laptopzelt.

Über alles gesehen überzeugten mich die Produkte von DayStar. Sie sind leicht, praktisch, können sowohl mit 1,25’’ als auch mit 2’’ Zenitspiegeln verwendet werden und brauchen nicht viel Platz. Sie sind so konzipiert, dass sie an fast jedem Teleskop problemlos verwendet werden können (Refraktoren, SCT bis 15 cm Durchmesser). Dank der vier verschiedenen Filter hat man eine grosse Wellenlängenvielfalt. So kann man von der tief gelegenen Photosphäre schrittweise bis in die Höhen der Chromosphäre reisen. Man muss lediglich die Filter wechseln und gewinnt so eine Vielfalt von Informationen über unseren Tagesstern, oder man hat einfach nur Spass und lässt sich faszinieren. Mit einfachstem optischem Zubehör betrachtet man die ganze Sonnenscheibe, oder taucht hinab bis knapp auf die Oberfläche. Diese Vielfalt überzeugte mich, und das alles für einen erschwinglichen Preis, für den man bei anderen Anbietern nur ein kleines Teleskop einer Wellenlänge erhält.