über Sandro Georgi

Sandro Georgi ist freischaffender Fotograf und für seine persönlichen Projekte am liebsten draussen und auf langen Touren zu Fuss in abgelegenen Gebieten mit dem Rucksack unterwegs. Die Geschwindigkeit und der Rhythmus des Wanderns sind für ihn ideal für ein intensives Erleben von Natur und Landschaft in der Wildnis. Mit der Kamera dokumentiert er auf seinen Reisen, wie es sich für ihn anfühlt, dort, abseits des hektischen Alltags, zu sein. Dabei entstehen Bilder, mit denen er seine eigene Geschichte und Sichtweise dieser Reisen erzählt.

Mit der Ausbildung zum Outdoor Guide verbindet er seine grossen Leidenschaften des Draussenseins mit der Fotografie und freut sich, wenn er dieses Wissen weitergeben und Menschen auf seine Reisen in den Norden mitnehmen kann.
Vor Kurzem war Sandro wieder zu Besuch auf den Färöer Inseln und nimmt dich in folgendem Blogpost mit auf seine Reise:

Fotoreise Färöer Inseln

Sei auf der Fotoreise auf die Färöer Inseln dabei und erlebe diese aussergewöhnliche Landschaft hautnah. Sandro und unser Kursleiter, Marco Felix stehen mit fotografischen Tipps und viel Know How zur Umgebung zur verfügung und sorgen für eine unvergessliche Fotoreise!

Alle Infos zur Fotoreise findest du hier: Fotoreise Färöer Inseln 10.-17.09.2022

Unterwegs auf den Färöer Inseln

Die Färöer, die Inseln auf halbem Weg nach Island, liegen mitten im Nordatlantik und im Golf Strom. Damit sind die Winter milder, als man erwarten würde, aber Schnee und vor allem Wind gibt es trotzdem. Wir waren zu dritt unterwegs und hatten fünf ganze Tage vor Ort zum Fotografieren. Uns erwarteten grossartige Landschaften, wildes Wetter und dank der Jahreszeit nur wenige andere Touristen. Von allem haben wir mehr als genug bekommen und viel erlebt!

Gleich am ersten Tag haben wir uns vom Hotel in Tórshavn auf den Weg nach Gasadalur gemacht. Während wir bei Schneeregen logsgefahren sind, hat das Wetter unterwegs aufgeklart. Das weiche Morgenlicht (die Sonne geht so weit im Norden Ende Februar erst nach 08:00 Uhr auf) hat dann der kurvenreichen Strasse kurz vor dem Ziel entsprechend geschmeichelt und zu einem ersten spontanen Stopp eingeladen. So etwas konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen!

In Gasadalur stürzt sich der Wasserfall Múlafossur über eine Klippe ins Meer und ist normalerweise auch der Star und Hauptgrund, warum dorthin fährt. Er gilt als einer der schönsten Wasserfälle, aber spielte an diesem Tag für uns für einmal nur die Nebenrolle. Das Meer war stark aufgewühlt, und die Brandung ist mit gewaltiger Wucht in die Felsen gedonnert. Im Wasser brodelte und schäumte es wie in einem Hexenkessel, und das Grollen und Rauschen waren eindrücklich. Der zum Teil stürmische Wind blies immer wieder kurze Schneeschauer vorbei und hat damit für schnell wechselnde Lichtstimmungen gesorgt.

Etwas ruhiger und recht sonnig war es dann beim zweiten Stopp am Leitisvatn. Der langgezogene See auf der Insel Vagar endet mit spektakulären Klippen, die hoch über dem Wasser eine grossartige und weite Aussicht bieten. Entlang der senkrechten Felsformationen fliegen immer unzählige Seevögel, und tief unten schäumte das noch immer aufgebrachte Meer. Überhaupt sind die Küsten auf den Färöer-Inseln immer wieder ein Stopp wert für tolle Shots.



Während wir am ersten Tag noch relativ gutes Wetter hatten, stellte sich die Frage nach Sonnencreme am zweiten Tag definitiv nicht mehr. Es war verhangen und windig und trotzdem sind wir erneut voll auf unsere Kosten gekommen. Unterwegs mit dem Auto nach Gjógv gab es immer wieder kurze Lücken in den Wolken, die erneut für wunderbar weiches Morgenlicht gesorgt haben. Zum Glück gibt es genügend Ausstellplätze entlang der Strassen, um bequem mit dem Auto anhalten zu können! Der natürliche Hafen in der Schlucht von Gjógv bietet eigentlich viel Schutz vor Wind und Wellen. Doch an diesem Tag wäre es ein grösseres Unterfangen gewesen, ein Boot zu Wasser zu lassen, so viele Wellen fanden den Weg in den Einschnitt. Nach einer kurzen Begegnung mit der etwas vom Wind zerzausten lokalen Tierprominenz (auf den Färöer gibt es rund 80’000 Schafe), die uns aus dem Windschutz eines Hauses nur mürrisch angestarrt hat, sind wir weiter nach Eiði gefahren. Eigentlich wollten wir vom Dorf aus noch auf den vorgelagerten Hügel steigen, aber haben uns dann für eine kurze Wanderung zu tiefer gelegenen Klippen entschieden. Der Wind war einfach zu stark und die Schneefahne oben auf dem Hügelkam eindrücklich lang. Die Klippen und das Meer haben aber dann auch nicht enttäuscht und uns erneut ein grosses Spektakel mit eindrücklichen Wellen geboten.



Nach zwei Tagen mit relativ frühen Starts haben wir den dritten Tag etwas gemütlicher angegangen und haben als erstes einen Stopp bei der Kirche von Saksun gemacht. Ihr sonst grünes Grasdach, für das sie so bekannt ist, hat sich nach einer Nacht mit Schneefall hübsch in weiss präsentiert. Auch so stand sie elegant und erhaben über der runden Bucht. Diese wurde früher als natürlicher Hafen genutzt, ist aber von der Strömung mittlerweile mit Sand aufgefüllt worden und nicht mehr tief genug für Boote. Der zweite Stopp des Tages war Tjørnuvík. Unser mitgebrachtes Mittags-Picnic haben wir im wohlig warmen Auto mit Aussicht auf den schwarzen Strand gegessen, während draussen immer wieder kräftige Windböen am Mietwagen gerüttelt haben. Die Aussicht zu dem versteinerten Riesen Risin und seinem Trollweib Kellinging (der Saga nach wollten die beiden die Färöer Inseln stehlen und nach Island schleppen aber wurden dabei von der aufgehenden Sonne überrascht) war dann auch etwas dunstig, aber trotzdem eindrücklich. Die hoch aufspritzenden Wellen am Gegenufer waren von weitem sichtbar. Auf dem Rückweg nach Tórshavn ins Hotel haben wir uns für eine der Panoramastrassen entschieden. Die Aussicht bot entweder grosse Schneeverwehungen auf Hügeln oder weisse Wände quer über die Strasse. Wir mussten immer wieder anhalten, weil die Sicht innert Sekunden auf Null ging und man entgegenkommenden Verkehr nicht mehr gesehen hätte. Und man beachte, dass bei spontanen Fotostops die gefrorenen Reifenspuren auf der Strasse übelst glatt sind. Man erzählt sich, dass sich der Schreiber wie ein Sack Zement ungebremst auf den Allerwertesten gesetzt hat. Am meisten gelitten habe dabei sein Ego, während die Kamera in der Hand zum Glück keinen Schaden davon getragen hat.



Die Wetterprognose versprach für den vierten Tag deutlich besseres Wetter als davor. Wir hatten uns deshalb die Insel Kalsøy mit der Wanderungen zum Leuchtturm Kallur für diesen Tag aufgespart. Von Klaksvik aus ist es eine gemütliche Fahrt von 20 Minuten mit der Fähre auf die Insel rüber und dann noch eine kurze Fahrt bis ganz zum nördlichen Ende. Unterwegs hat es immer wieder geschneit und gestürmt und wir haben uns gefragt, ob die Wetterprognose wohl gewürfelt wird…? Der Aufstieg durch knietiefen Schnee haben wir in gut einer Stunde bewältigt, und wäre nicht die prächtige Aussicht zu den Nachbarinseln gewesen, hätten wir bei dem Schnee genauso gut auch in der Schweiz unterwegs sein können. Der weisse Leuchtturm zuoberst ging dann etwas unter in den kontrastlosen Hängen und dem grauen Himmel. Dafür hat das Wetter vor toller Kulisse für einen sehr lokalen Regenschauer draussen auf dem Meer gesorgt und damit erneut brilliert. Auf dem Rückweg zur Fähre haben wir noch bei der Statue der Robbenfrau Kópakonan Halt gemacht. Der Legende nach wurde sie von den Menschen betrogen und hat sie dafür verflucht. Es sollten solange bzw. soviele Männer/Fischer sterben, bis sie händehaltend die ganze Insel umrunden würden.



Am letzten ganzen Tag vor dem Rückflug haben wir uns entschlossen zu „streunen“ und sind mit dem Auto einfach mal in eine Richtung losgefahren, die uns spannend erschien. Spontan sind wir in vielversprechende Strassen abgebogen und wurden auch gleich mit Gras bewachsenen Dächern, kurvenreichen Strassen und grossartigen Aussichten über Häuser und Fischfarmen belohnt. Manchmal muss man einfach auf den Zufall vertrauen und sich treiben lassen. So ergeben sich immer wieder tolle Momente wie zum Beispiel am Ende der einen Strasse, als wir so nahe und tief an die Wellen runter konnten wie noch nie zuvor. Das Grollen, laute Rauschen und das Gurgeln und Stieben des Wassers und die Wucht der Wassermassen sind jedes Mal eindrücklich!



War uns das Wetter hold in diesen fünf Tagen? Es kommt ganz darauf an, wie man es betrachtet. Es hat viel geschneit, zwischendurch auch mal geregnet, war oft typisch für die Winterjahreszeit windig bis stürmisch und die Wanderungen führten öfter auch mal durch den Schnee. Der Pessimist würde das jetzt bemängeln. Aber genau das ist es, was die Färöer-Inseln eben auch ausmachen. Das Wetter wechselt schnell und sorgt damit für viele Stimmungen innert kurzer Zeit, was uns durchaus lohnend erscheint und mit guter Bekleidung auch kein Problem darstellt. Die Strassen waren gut befahrbar und andere Touristen haben wir nicht viele getroffen. So hatten wir die meisten Spots fast oder sogar ganz für uns und keine Selfie-Jäger, die uns ständig ins Bild gestolpert sind. Dies ganz im Gegensatz zur Hauptsaison im Sommer, wenn sich dann wieder Massen von Menschen tummeln werden und alles überlaufen ist. Wir werden auf jeden Fall wieder kommen und weiter fotografieren und streunen.  


Sandro Georgi: 

web: sandrogeorgi.com
Instagram: @sandrogeorgi