Am 15. September konnten wir in Bern die brandneue Sony Alpha A7S Mark III präsentieren. 

Die Kamera liess fünf Jahre auf sich warten und uns war klar, eine grosse und einzigartige Show musste her!
In diesem Rückblick erzählt Mättu, wie er die Roadshow vorbereitet hat, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte und warum ihn die A7S III so begeistert. 

Es handelt sich hierbei nicht um einen normalen Erfahrungsbericht sondern vielmehr um einen Eventbericht mit Erfahrungswerten. Aber lies selbst… ;-)

"Die Vorstellung einer neuen Kamera ist für mich eigentlich immer spannend, dennoch gibt es Geräte, bei denen mein Puls um einiges höher getrieben wird als bei anderen. Warum dies besonders bei der neuen Sony Alpha 7S Mark III der Fall war und warum ein etwas grösserer Aufwand für diese Roadshow dazu gehörte, erkläre ich in diesem Blogbeitrag:

Warum diese Neuheit ein grosses Tamtam verdient

Im Jahr 2010 hatte ein Firmware Update für eine DSLR-Systemkamera den Weg freigelegt, diese Art von Kameras auch zum Filmen nutzen zu können. Mit Vollformat Filme drehen, also grösser als die gängigen Super-35 Kinofilm Kamera Sensoren oder Filmformate, war nun möglich und damit auch ein extrem schöner Look für hochwertige Endresultate. 
Besagte Kamera erschien während fünf Jahren an vielen Film-Sets als A oder B-Cam und wurde dank ihrer Kompaktheit und Flexibilität immer wieder gerne auch für grosse Produktionen eingesetzt. 

Der R&D Abteilung von Sony ist der Erfolg natürlich nicht entgangen und diese brachte dann Anfang 2014, auf der Basis der bereits erfolgreichen Alpha 7 Serie, eine S (sensitivity) Version, speziell für die Low Light Fotografie und die Filmwelt, auf den Markt.

Überraschend früh wurde dann im September 2015 an der IBC in Amsterdam bereits die Nachfolgerin,  A7S Mark II vorgestellt, die nun definitiv so ziemlich alle Filmschaffende auf Sony aufmerksam gemacht hatte.
Mit einem 12-Megapixel Sensor und der internen 4K Video-Aufzeichnung waren mit dieser Kamera super «Available-Light» und trotzdem hochauflösende Aufnahmen möglich. Es war auch die erste Kamera, die den Weg zum Autofokus im Film vorangetrieben hat. Dass wir aber nun ganze fünf Jahre auf die Nachfolgerin mit der nächsten Generation des Autofokus warten mussten, hätten wir alle nicht erwartet. Erst recht nicht, nachdem Sony mit der anfänglich hohen Kadenz an neuen Alpha Systemkameras kaum Zeit verstreichen liess. 

Fünf Jahre sind auch eine Lange Zeit, um sich eine Wunschliste zusammen zu stellen. In den letzten 2-3 Jahren wurde dann auch fast monatlich vom Nachfolgemodell der A7S II berichtet, das angeblich schon in den Startlöchern bereitstehen solle und in der Gerüchteküche wurde entsprechend heiss gekocht. Doch es kam anders und die A7 III, A7R III und sogar die A7R IV kamen auf den Markt während die A7S sich immer noch in der 2. Auflage ausruhte. 

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Das Egebnis der Sony A7S III Roadshow:



Endlich ist sie da
 

Diese Einleitung sollte zeigen, wie wichtig diese Neuheit für die Filmwelt ist. Ich persönlich war der Meinung, dass Sony den Bogen jetzt sogar ein bisschen überspannt hatte und vermutete schon, den einen oder anderen Kunden wieder bei einer anderen Marke anzutreffen, weil die Wartezeit auf die neue A7S III einfach zu lang war. Doch der Mix aus erwarteten und unerwarteten Spezifikationen sowie dem soliden und hochempfindlichen 12-Megapixel Sensor bescherte uns unmittelbar nach dem Launch zahlreiche Vorbestellungen.

10 Bit Farbtiefe, 4:2:2 Farbabtastung, bis zu 120 Bilder pro Sekunde sowie keine Beschränkung der Aufnahmedauer und ein All-I Codec. Das sind Fakten die diese Kamera für wirklich alle Produktionen einsetzbar macht. Sei es als A- oder B-Cam, für FPV Anwendungen oder gar als Crash-Cam wenn nicht die Sony Venice oder Arri Alexa aufs Spiel gesetzt werden sollen.

Nun galt es, diese Kamera an einer Roadshow ordentlich zu präsentieren! Nicht nur der Show wegen sondern weil es schon einiges braucht um diese Kamera ins Schwitzen zu bringen.

In den nächsten Abschnitten erläutere ich die Vorbereitungen zur Roadshow, den Dreh mit der A7S III und natürlich gibt es auch einiges an Bildmaterial zu sehen.

Die Sony Alpha 7S Mark III Roadshow

Eine solche Kamera verdient eine gebührende Einführung mit grossem Knall oder zumindest einer fetten Show! Auf die drei wichtigsten Kameraeigenschaften wollte ich eingehen und mir war schnell klar, dass diese Kamera Extremes verlangt. Sie ist nicht nur die empfindlichste ihrer Klasse, sondern auch die schnellste bei gleichzeitig hoher Qualität bezogen auf Bilder pro Sekunde und Autofokus inkl. Eye-AF.  Ich bin ein Musik-, Licht- und Film-Nerd und liebe die Szenografie. So war für mich schnell klar, dass ich diese unbedingt mit einfliessen lassen muss.

Aufgrund der Covid-19 Bestimmungen, konnten wir keine grössere Präsentation in unserer Photeria durchführen und so haben wir nach langer Pause wieder einmal den alten Notspital-Bunker am Casinoplatz geöffnet. Diese Location ist zwar nicht gross aber hat den nötigen Charme. Es ist so richtig dunkel und die Show kann mehrere Male mit jeweils kleinen Gruppen durchgeführt werden.

Zusammen mit Sony haben wir die noch ungeordneten Ideen-Puzzleteile sortiert und als dann noch der Sony Ambassador Tolis Fragoudis (TolisArt) mit ins Boot stieg, ermutigte mich das, die übliche Präsentationsform zu verwerfen und einen etwas künstlerischen Ansatz zu wagen. 

Nach und nach nahm das Puzzle Form an und fand mit der Tänzerin Tamara Mancini das letzte fehlende Teil für eine gelungene Show. 

 

Das Konzept 

Tamara tanzt zu drei Songs zu denen jeweils eine Show aus visuellen Effekten und Licht synchron auf die Musik programmiert ist.

Song 1: Das ist der Song um den Eye-AF zu demonstrieren
Song 2: Perfekt für Low-Light, und AF unter extremen und wechselhaften Bedingungen
Song 3: Highspeed mit 100 Bilder pro Sekunde für eine 4x Slow-Motion Wiedergabe

Das Konzept stand, die Arbeit und damit durchaus auch die Schwierigkeiten folgten.

Die Musikwahl

Wer kennt es nicht, das stundenlange Suchen nach der passenden Musik? Auf Artlist.io findet man unzählige, gut produzierte Tracks, die auch wunderbar nach Stimmung oder Musikrichtung katalogisiert sind. Zeit braucht es aber so oder so, wenn man nicht gleich mit dem ersten Song zufrieden ist. Es sollten drei unterschiedliche Tracks werden und, bezogen auf Tempo und Stimmung, auch zu einer jeweils anderen Komposition aus Visuals und Licht passen. Schnell war mir klar, dass nicht ich alleine zu bestimmen hatte, welches die richtigen Songs sind, denn schliesslich sollten diese ja auch tanzbar sein und da war ich sehr froh um die Tipps von Tamara.

Song 1 und 2 waren relativ schnell gefunden doch der Song 3 bereitete mir Bauchschmerzen.

Ich hatte den Anspruch, Tamara nicht einfach tanzen zu lassen und dann im Schnitt zu versuchen, die Bewegungen dem Song passend zu arrangieren, sondern ich stellte mir vor, dass Tamara live zu einem 4x schneller laufenden Song passend tanzt. Das 100 fps Video sollte dann in eine Timeline mit 25 fps gelegt und mit 25% Geschwindigkeit abgespielt werden.

Den Song habe ich Tamara zugestellt und hoffte, Sie könne zu den rund 40 sec. bei 260 BPM irgendetwas tanzen. Eigentlich hätte mir selbst als unbegabter Tänzer auffallen sollen, dass dies schier unmöglich ist. Tamara war aber so nett und hat es einfach mal versucht.

Hier die drei Songs zum Reinhören:

Song 1: Mythologica von Ofrin

Song 2:  Criminal (Ft. Katrina Stone) von Benj Heard

Song 3: Stay Away von OTON

Da jetzt die Songs ausgewählt und somit auch der Rhythmus, die Geschwindigkeit und die Stimmung durch die Musik gegeben waren, gieng es nun an die Planung der Visuals.

Die Visuals

Die Räumlichkeiten sind perfekt für eine Projektion mit einem Beamer. Ich wollte schon lange wieder einmal eine Aufprojektion auf einen Menschen in Bewegung realisieren und das schien mir der richtige Moment, um das nach Jahren wieder einmal mit moderner Technik zu machen. Der raue Beton und die hohen Wände des Treppenhauses im Bunker sind eine perfekte Untergrund-Kulisse respektive Leinwand. Doch wo stehen die Besucher und wo tanzt Tamara? Die Teilnehmer unten an der Treppe zu platzieren und Tamara tanzt oben war keine Option und so schien es klar, dass wir das ganze umdrehen mussten. Da uns so die Tanzfläche fehlte, haben wir kurzerhand eine Bühne auf die Treppe gebaut. Dadurch war die Position von Tamara auch in Punkto Höhe und Distanz zur Kamera perfekt und es blieb sogar noch etwas Platz für die Beinbewegungen beim Tanzen. 

Nun konnte ich den Test mit dem Beamer und einem Standbild machen. Ich entschied mich für einen Kurzdistanzprojektor mit 5000 Lumen. Dieser konnte dann zwei Wände und sogar noch die halbe Decke mit Visuals bespielen und ergab die Grundlage für die Entwicklung der visuellen Effekte.
Die Möglichkeiten für solch ein Projekt scheinen zuerst unglaublich vielfältig zu sein. Ich stolperte über zahlreiche Programme und Tools, die die perfekte VJ-Lösung versprachen. 
Wenn aber neben den Visuals und dem Sound noch die Lichtsteuerung dazu kommt, minimieren sich die verfügbaren Lösungen auf eine recht übersichtliche Anzahl. 

Lösungsansatz 1:

Resolume Arena
Dies ist eine VJ-Software die einem DJ im handumdrehen eine Show mit Visuals, Licht und Ton bieten kann. Doch so potent die Software auf den 1. Blick auch scheint, wird bei näherem studieren schnell klar, dass diese Lösung eher für die Improvisation an einem Live-Set ausgelegt ist und nicht eine 10 Minuten Show programmieren und stabil abliefern kann. Dazu kamen noch Probleme bei der Ausgabe von 25 oder 50p Videostreams. Irgendwie konnte die Software kein flickerfreies Bild ausgeben und stellte vehement immer wieder auf 60p Videoausgabe um, was allerdings nicht kompatibel ist mit einer Kamera, die 25 oder 50p (PAL) eingestellt ist. So gab ich diese Variante relativ schnell wieder auf.

Lösungsansatz 2:

Videoplayer für Ton und Bild der ein Lichtpult per Timecode ansteuert.
Grundsätzlich würde sich dafür ein Atomos Videorecorder gut eignen, jedoch fehlte mir ein potentes Lichtpult, um die DMX Lichtsteuerung programmieren zu können. Eine neue Lösung musste her.

Lösungsansatz 3:

Apple Logic Pro X als Video- und Ton-Ausgabe Software sowie als Taktgeber per Timecode oder Midi für ein Lichtpult.
Diese Variante habe ich noch von früheren Auftritten mit meiner Band gut gekannt, hatte mir aber erhofft, dass es acht Jahre später doch sicher eine bessere Lösung geben musste.  

Apple Logic Pro X spielt den Song und synchron dazu ein Video ab. Per Midi Timecode kann dann entweder ein Lichtpult oder ein virtuelles Lichtpult wie zum Beispiel LSC Clarity auf einem anderen Rechner angesteuert werden. Da ich diese Variante bereits kannte wusste ich auch, wie viel Zeit der Programmierung der Clarity Software verloren gehen würde. So kam ich durch den Zeitmangel auf die letzte mir noch übrig gebliebene Lösung:

Lösungsansatz 4:

Apple Logic Pro X mit dem DMXIS AU/VST Plug-In und dem dazu passenden Entec DMXIS USB auf DMX Adapter.
Auch das ist eine Möglichkeit, die vermutlich schon 10 Jahre alt ist und ich noch von meiner früheren Elektro Band irgendwo rumliegen hatte. Tatsächlich gab es aber immer wieder Updates und das Gerät, das weiterhin produziert wird. 
Das geniale daran ist, es braucht nur einen Mac um Audio, Bild und DMX synchron aus einer Anwendung heraus zum Beamer, zur PA-Anlage und zum Licht zu übermitteln.

Nun konnte ich mich wirklich um die Videofiles kümmern, die dann die Visuals auf dem Beamer ergeben sollten.
Nach einem kurzen Test von Fusion in BlackMagic DaVinci Resolve, musste ich feststellen, ich bin noch nicht bereit für diese Software. Normalerweise spornen mich anfängliche Schwierigkeiten eher an, etwas zu lernen und auszuprobieren, jedoch musste ich aus Zeitgründen auf altbewährte Tools zurückgreifen und landete dann bei Adobe After Effects, DaVinci Resolve (für den Schnitt und einfaches Composing) und noch ein wenig Resolume Arena.


Visuals Song 1:
Streifen und Farbflächen in Illustrator erzeugt und dann zusammen mit den Texten in DaVinci arrangiert.

Visuals Song 2:
Linien Generator aus Resolume Arena z.T. kombiniert mit Partikel Effekten und coloriert in DaVinci Resolve.

Visuals Song 3:
After Effects Audiovisualisierung mit 3 unterschiedlichen Bändern, Bass, Mid und High.

Damit ich beim letzten Song die Visuals auf 100 fps hatte, produzierte ich alle Visuals mit 100 fps um am Ende nur ein Videofile zu haben, welches ich synchron zu Licht und Ton während der ganzen Show abspielen konnte.

Das Licht

Für Beleuchtung wählte ich zwei KinoFlo Celeb 250. Diese LED Multicolor RGBWW Flächenleuchten lassen sowohl farblich korrektes Licht für eine gute Hauttonwiedergabe, als auch knalliges Effektlicht in allen Farben zu. Aufgestellt am Ende des «Laufsteges» oder am Bühnenrand zum Publikum, richtete ich diese wie eine Zange von Links und Rechts auf Tamara. Dabei war wichtig, dass so wenig Licht wie möglich auf die hintere Betonwand trifft, da sonst die Visuals nicht mehr sichtbar gewesen wären. Bei dieser Positionierung war es nun möglich, dass, je nachdem wie weit vorne die Tänzerin war, das Licht auf sie traf und die Projektion kaum mehr bei ihr reflektierte oder sie konnte weiter nach hinten und verschwand aus dem Lichtkegel in die Projektion oder Dunkelheit.

Für den ersten Song wollte ich noch ein Backlight einsetzen, das die Betonwand anstrahlt und Tamara als Silhouette zeigt. Dazu habe ich eine Hive Hornet 200-C mit Spot Reflektor verwendet.

Dann war es Zeit für die Programmierung in Apple Logic Pro X. Das DMXIS Plugin funktioniert grundsätzlich so, dass ich Presets in verschiedenen Banks/Gruppen einstelle, die ich dann per Automation auf der Audiospur abrufe.

Somit gebe ich zuerst an, in welche Bank/Gruppe ich will und dann exakt, wenn ich Licht brauche, welches Preset abgerufen werden soll.

Der Tag vor der Show

Nun musste alles vorbereitet werden. Die Bühnenelemente brauchten zum Teil längere Beine und mussten Stabil miteinander verbunden werden, so dass gefahrlos darauf getanzt werden konnte.  Dazu verwendeten wir (Silvan war fast ganz freiwillig mit dabei) 50mm Alurohre mit 3mm Wandstärke und Doughty Swivel Coupler.

So, nun ging es ans Testen des Licht- und Beamer-Setups. Die Verbindung des Entec DMXIS zu den 3 Lampen per XLR 5-Pol Kabel funktionierte einwandfrei und ohne Schwierigkeiten. Anders sollte es bei der Projektion kommen. Hatte ich doch alles auf 100 Hz respektive 100 fps ausgelegt, fragte ich mich nun zum ersten Mal, wie ich das eigentlich aus dem Mac rausbringe. Ein Macbook Pro kann offenbar unter keinen Umständen mehr als 60 Hz ausgeben. Da versuchte ich es noch mit einer schon ca. 3-4 Jahre alten externen eGPU NVDIA Karte in einem Thunderbolt 3 Gehäuse. Diese Karte erreicht normalerweise 200 Hz oder mehr bei 1080p, jedoch erhielt ich unter der aktuellen OS Version nur ein «Hardware wird nicht unterstützt» im Systembericht.

Jetzt musste halt Plan B her und ich entschied mich dafür, das Visual-Video mit 50p auszuspielen und mich damit abzufinden, dass die Visuals beim Slow-Motion Song nur jeweils alle 2 Frames wechselten.

Zur Projektion ist noch zu sagen, dass es wichtig ist für diesen Fall keine DLP Projektoren zu verwenden, diese würden durch den Farbaufbau der nacheinander passiert, flickern. Bei einem LCOS oder LCD Projektor kommt das normalerweise nicht vor.

Alles war getestet und wir bereit für die Show!

 

Die Sony A7S III Roadshow

Um ca. 12.00 Uhr kamen die Tänzerin Tamara Mancini und der Filmemacher und Fotograf Tolis Fragoudis, um das Programm zu besprechen und umallenfalls noch etwas in der Präsentation anzupassen, bevor dann um 14.00 Uhr der erste von fünf Durchgängen startete.

Tolis führte kompetent durch das rund 50 min. dauernde Programm, liess die Besucher beim Dreh der drei Tanz Acts über die Schultern schauen und zeigte wunderbar die Vorzüge der A7S III auf. Zwischen den Darbietungen war genug Zeit um noch detaillierter auf die Spezialitäten der Kamera einzugehen und die Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

Eine grossartige Leistung hatte auch Tamara abgeliefert. Bei gefühlten 40°C und einer von Staub gesättigten Luft, die mindestens 60 Jahre alt zu sein schien, so eine Performance abzuliefern, war einfach spitze. Und das wohlgemerkt 5x hintereinander den ganzen Nachmittag lang!
Tamara ist bewusst auf unser Vorhaben, die technischen Eigenschaften, wie den Autofokus und die Aufnahme mit 100 Bilder pro Sekunde zu zeigen, eingegangen.

Die Bühne liess eigentlich nur Bewegungen nach vorne und hinten zu, nicht aber zur Seite. Für uns war das jedoch ideal, um die Treffsicherheit des Autofokus zu präsentieren. Der Eye-AF hat so unglaublich stark an ihren Augen geklebt und wurde nur kurz beim zweiten Song unterbrochen, als überhaupt kein Licht mehr vorhanden war. Sobald wieder etwas zu sehen war, fand der AF geschmeidig, wie bei einer Fokusfahrt, zurück auf das näher liegende Auge.  

Genauso sollte es sein und so wollten wir das auch demonstrieren. Ob es klappen würde, wussten wir bis zu diesem Moment nicht, da vorher schlicht keine Kameras zum Testen zur Verfügung standen.
Nicht so gut geklappt hatte der Song Nr. 3. Die Slow-Motion aus den 100 fps sieht zwar gut aus aber das Zusammenspiel aus Tanz, Musik und Visuals wirkt nicht so stimmig und leider nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte. Doch so ist es oft und immerhin 2/3 der Show haben einwandfrei funktioniert.

Die Settings

Tolis filmte alle drei Darbietungen mit All-I Codec 4:2:2 Colorsampling und 10 Bit im S-Log 3. Die Songs «Mythologica» und «Criminal» mit 25p / 180° Shutter (1/50s Verschlusszeit) und «Stay away» mit 100p / 180° Shutter (1/200s Verschlusszeit).

Die native Empfindlichkeit (Base ISO) der A7S III liegt für S-Log 3 bei 640. Da wir mit der Projektion nicht sehr flexibel waren, haben wir uns trotzdem entschieden mit ISO 800 oder ISO 1000 zu drehen. Unsere Bedenken, dass sich das negativ auf den Dynamikumfang auswirken könnte, waren zumindest in dieser Situation unbegründet. Die Kamera hat die extremen Situationen sehr gut gemeistert. Ich habe ganz bewusst beim Song «Mythologica» die helleren Farb-Blitzer des Beamers im Schnitt nicht korrigiert und dennoch sieht man, dass die Zeichnung im Gesicht immer noch da ist.

Die Objektive die wir verwendet haben, waren das Sony 24mm f/1.4 GM und das Sony FE 50mm F1.4 Planar T* ZA. Beide Objektive hatten wir die ganze Zeit mit der offenen Blende 1.4 verwendet.

Die Autofokus Geschwindigkeit kann in 7 Stufen eingestellt werden. Wir wollten eine relativ langsame Fokussierung, die dem eines Fokus Pullers beim manuellen Scharfziehen am nächsten kommt und haben daher die Stufe 3 für alle Aufnahmen gewählt.
Nach einem kurzen Test waren wir hin und weg. Der Fokus klebt förmlich an den Augen und wenn durch den Wegfall des Lichts die schärfe verlohren ging, Wurde mit einer sanften Fokusfahrt die schärfe schnell wieder aufgenommen.

Um dann doch noch stärker auf die Low-Light Funktion der Kamera einzugehen, zeigte Tolis nach der Tanz-Darbietung eindrücklich, wie wenig Licht die A7S III benötigt. Zuerst waren die beiden KinoFlo Celeb 250 noch auf 1% Leistung eingestellt, doch als selbst eine noch zuviel war, haben wir am Schluss nur noch mit dem Schwarzbild des Projektors gefilmt!

Auch Imposant ist die «Dual ISO» Funktion der Kamera. Offiziell gibt es ja kein Dual-Nativ-ISO, aber inoffiziell ist es trotzdem so etwas ähnliches, auf jeden Fall wird ab einer bestimmten ISO Empfindlichkeit ein anderer Schaltkreis oder Verstärkung des Signals verwendet.
Jeweils 5 Stops über der nativen Empfindlichkeit (Base ISO), kommt der Wechsel und das immer stärker rauschende Bild wird wieder ganz sauber und rauschfrei.

Je nach Picture Profile ist die Base ISO anders:
S-Log 3, Base ISO 640, obere Base ISO 12800
HLG, Base ISO 100, obere Base ISO 2000
Cine 2, Base ISO 50, obere Base ISO 1000
Picture Profile Off, Base ISO 80, obere Base ISO 1600

Was heisst das nun in der Praxis? Im Idealfall verwende ich die Base ISO, Falls diese nicht ausreicht, kann ich gut 2 allenfalls 3 Stops darüber gehen, 4 Stops über der Base ISO hingegen würde ich nicht mehr einsetzen, eher würde ich die obere Base ISO verwenden und allenfalls einen ND-Filter auf die Optik schrauben. Das Bild wird wesentlich sauberer.

Auf ein Stativ oder Gimbal haben wir bewusst verzichtet. Die Präsentation der kompakten Kamera war so authentischer und die Kamera konnte auch schneller herumgereicht werden. Stabilisiert hat die Kamera mit dem normalen IBIS (IBody Image Stabilisation) und nicht im Activ Modus oder gar ohne IBIS und mit der nachträglichen und noch viel besseren Stabilisierung mithilfe der Gyrosensor-Daten Analyse in der Sony Software Catalyst Browse.

Fazit zu meinem ersten Einsatz mit der A7S III

Es ist bei weitem nicht die erste 10 Bit 4K Kamera auf dem Markt und Autofokus mit Face Detection und Eye-AF bieten mittlerweile auch andere Hersteller. Was macht die A7S III also besser als andere Kameras?

Es ist aus meiner Sicht das Gesamtpaket das einfach sehr ausgewogen ist. Sicherlich ist die Low-Light Eigenschaft herausstechend oder der unglaubliche elektronische Sucher, der in einer solchen Qualität einzigartig ist und der Eye-AF, insbesondere in schwierigen Lichtverhältnissen, wohl der schnellste und präziseste auf dem Markt. Doch es sind eben auch die weniger auffälligen Spezifikationen die mich überzeugen. Der Mix aus guter Akkuleistung, Aufnahme-Codecs mit ausgewogenem Dateigrösse-/Qualitätsverhältnis oder das bereits riesige Angebot an sehr hochwertigen Autofokus Objektiven machen es aus. Das ganze System das Sony hier bietet, lässt für eine solch kleine Filmkamera kaum Wünsche offen. Oder doch? Ja, einen habe ich vielleicht doch noch. Ein eingebauter variabler ND-Filter wie ihn die grosse Schwester FX9 hat wäre doch was… hey 2025 kommt ja dann vielleicht das Nachfolgemodell A7S IV mit Vario-ND! ;-)"

Video in voller Länge mit Song Nr. 1, Mythologica



Video in voller Länge mit Song Nr. 2, Criminal


 

Matthias Lehnherr:

Matthias Lehnherr, Mitglied der Geschäftsleitung, ist ein Tech-, Musik-, Film- und Lichtnerd und bei uns unter anderem für alles zuständig, was handwerkliche und technische Begabungen erfordert. Spezialfälle sind sein Ding und so findet er für jedes "Problem" die passende Lösung.
Mättu betrat Foto Video Zumstein im Jahr 1996 und fand bisher nicht wieder hinaus. ;-)