Ein Testbericht von Kai Grossmann / Instagram @wildlicht

In den letzten zwei Dezember Wochen 2017 hatte ich das Vergnügen, die wunderbaren Landschaften der Lofoten zu entdecken. Da in dieser Region die Sonne den Weg über den Horizont erst Anfang Januar wieder findet, sind schwierige Lichtverhältnisse und natürlich die eiserne Kälte die zwei massgebenden Herausforderungen für Fotografen und Ihre Ausrüstung.

Wer ein Vorgängermodell von Sony besitzt, wird nicht lange fotografieren, bis sich die Erneuerungen und Verbesserungen bemerkbar machen. Einer meiner ersten Feststellungen war die deutlich längere Akkulaufzeit der Sony Alpha A7R III. Ein sehr wichtiges Kriterium für mich, neben der Qualität des Bildes. Ärgerlich vor allem dann, wenn der Himmel richtig brennt und genau in diesem Moment der Akku den Geist aufgibt. Dies ist bei Temperaturen zwischen 0 und -30 Grad Celsius schnell möglich, denn da haben die Akkus normalerweise stark zu kämpfen. Während bis anhin der Akku der älteren Generationen bei solchen Verhältnissen bereits nach einer Stunde erschöpft war, reichte er nun die gesamte blaue Stunde aus, welche in Norwegen knapp 3h beträgt. In dieser Zeit war die Kamera ohne Unterbruch im Einsatz. Die Akku Leistung soll gemäss Hersteller etwa das Doppelte an Auslösungen betragen. Dem kann ich sogar widersprechen. Meiner Erfahrung nach hält der neue Akku in dieser Kälte das drei bis vierfache. Dies auch wenn der Elektronische Sucher (EVF) sowie das Display auf höchster Qualität und Helligkeit eingestellt ist. Hier entfallen nun die mühsamen Versuche, die Akkulaufzeit durch Vermindern der Anzeigeauflösung etwas zu verlängern. Einmal durch den neuen EVF schauen bedeutet Liebe auf den ersten Blick. Da lohnt es sich, ihn auch voll und ganz auszukosten.

Dem Trend, den Akku bis zu 5-mal im Tag zu wechseln setzt die Sony A7R III hiermit definitiv ein Ende. Diejenigen, die öfters im Winter und bei Kälte fotografieren, werden die neue Akkuleistung lieben und schätzen.

Wenn die Sonne, wie zu dieser Zeit in Norwegen, nicht aufgeht, kommt es vermehrt zu schwierigen Lichtverhältnissen. Der Himmel, der trotzdem sehr hell ist, sowie die dunklen Vordergründe, machen es nicht einfach, hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Persönlich versuche ich immer mit möglichst wenig Ausrüstung unterwegs zu sein und das Stativ, so lange die Lichtverhältnisse es erlauben, nicht zu benutzen. Die Flexibilität aus freier Hand zu fotografieren und neue Vordergründe und Perspektiven zu suchen ist etwas, was mich fasziniert und begeistert. Eine massgebende Rolle spielt dabei ganz klar das Objektiv. Es muss eine offene Blende mit sich bringen, wie zum Beispiel das 16-35mm f/2.8 GM. Wer das 16-35mm f/4 von Sony kennt, wird die zusätzliche Blendenstufe als grossen Vorteil ansehen. Vor allem in der Nacht, wo mit dem 16-35mm f/4 die Möglichkeit verloren geht, den Autofokus zu verwenden, ist mit dem 16-35mm f/2.8 GM noch vieles machbar. Auch die Abbildung im Sucher ist deutlich besser. Wo früher die Umgebung nur noch sehr schwer erkennbar gewesen ist, kann mit dem verbesserten Sucher und der Blende f/2.8 der Autofokus genutzt werden und man erkennt die Landschaft sofort deutlich besser.

Vergleichstest Sony A7R Mark III + 16-35mm f/2.8 GM vs. Sony A7 Mark II + 16-35mm f/4

Die Einstellungen während dem Vergleichstest waren bei beiden Kameras dieselben, bis auf die kleine Abweichung bei der Verschlusszeit. Die 5 Minuten Zeitverlust während beiden Aufnahmen ist auf das manuelle Fokussieren mit der A7II und dem 16-35mm f/4 zurück zu führen. In Lightroom wurde die Objektivkorrektur angepasst und die Belichtung bei den Bildern auf +1 gestellt. Ansonsten sind die Bilder nicht bearbeitet.     

Links Sony Alpha A7 II, rechts Sony Alpha A7R III

100% Crop: Links Sony Alpha A7 II, rechts Sony Alpha A7R III

Bei der Sony A7R III und dem 16-35mm f/2.8 konnte ich bei dieser Aufnahme mit offener Blende den Autofokus problemlos verwenden. Manuell zu fokussieren ist immer ein zusätzlicher Aufwand. Da kann man sein Objektiv noch so gut kennen, ganz sicher ob der Fokus nun stimmt, ist man sich nie.

Für die A7R III gibt es, aufgrund der besseren Bildqualität einen weiteren Pluspunkt. Mit ISO 3200 ist das Rauschen bei der A7 II um Einiges höher. Beim Fotografieren von Nordlichtern, wobei man die Stukturen und Bewegungen einfangen möchte, ist eine kurze Verschlusszeit von Vorteil.

Fazit

Ich habe versucht, den Testbericht möglichst neutral zu schreiben, da ich momentan selber im Besitz einer Sony A7 II bin. Dies stellte sich aber als ziemlich schwierig heraus, denn die A7R III ist eine Kamera, die unglaublich viel Spass macht und meiner Meinung nach alle Schwächen der Vorgängermodelle verloren hat. Die aufgezählten Merkmale sind nur ein kleiner Teil von allen weiteren Funktionen, die die Kamera mit sich bringt. Die Frage lautet nun, lohnt es sich, so viel Geld auszugeben, wenn man bereits im Besitz eines Vorgängermodelles ist, oder falls man vor hat auf eine Systemkamera umzusteigen? Für mich ist klar, es ist Zeit für ein Upgrade. Auch das 16-35mm f/2.8 ist ein Objektiv, welches man nicht mehr hergeben möchte, sobald man ein paar Bilder damit gemacht hat. Natürlich führen viele Wege zum Ziel und eine gute Kamera bedeutet nicht gleich, das automatisch super Bilder entstehen. Trotzdem ist die Kamera eine wichtige Grundlage und die Entscheidung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Leidenschaftliche Fotografen, die sich nicht mit Schwachstrom zufriedengeben, werden von der Sony Alpha A7RIII begeistert sein.

 

Zwei weitere Bildergebnisse mit der Sony A7R III, vor und nach der Bildbearbeitung:

die Bilder wurden auf den Lofoten in Reine, Norwegen aufgenommen

die Bilder wurden in Norwegen, Skrollsvika aufgenommen

Autor und Fotograf vom Testbericht

Kai Grossmann, wohnhaft in Thun, hat vor knapp einem Jahr, durch seine Leidenschaft für die Schweizer Berge, den Weg zur Fotografie gefunden. Seither begleitet ihn seine Kamera auf seinen Abendteuern. Als Fotograf teilt er, was in Worten nur sehr schwer zu beschreiben ist: Die grenzenlose Schönheit der Natur. Ohne Vorwissen stürzte er sich in die Fotografie und erlangte sein Wissen im Selbststudium.

Meine Verbundenheit zur Natur und der Wunsch, unvergessliche Momente fest zu halten, sind die Gründe die mich früh morgens hinaustreiben, um bei Sonnenaufgang auf einem Berg zu stehen oder mitten in der Nacht, bei eisiger Kälte, die Nordlichter aufzusuchen.

Dieses Bild wurde in Senja, Norwegen aufgenommen.

Instagram: @wildlicht

Bilder Copyright ©Kai Grossmann

Norwegen

Autor und Fotograf vom Testbericht

Norwegen

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