Tanja und Simon Kurt betreiben „Digitale Massarbeit“ (digitalemassarbeit.ch) und erstellen dabei Fotos und Videos nach Kundenwünschen. 
Ihre letzte Reise führte die beiden nach Island, wo sie unter extremen Wetterbedingungen unter anderem einen Workshop mit Brautpaaren durchführen. 
Mit dabei: Die Fujifilm GFX 50R. 
Lies in ihrem Praxisbericht, wie die Kamera dem stürmischen Wetter standhielt und die beiden zum Staunen brachte: 

Zur GFX 50R im Onlineshop

"Das Wort „Mittelformat“ rief bei mir immer die selben Assoziationen hervor: Teuer in der Anschaffung, unpraktisch in der Handhabung und riesige Files, die sich für die Reportagefotografie überhaupt nicht eignen. Zickige Studiokameras halt. Und trotzdem verspürte ich immer den Wunsch, einmal eine Mittelformatkamera mit auf Reisen zu nehmen. So kam es, dass wir Island durch den Sucher der Fujifilm GFX 50R erkundeten und es keine 24 Stunden dauerte, bis wir unsere Vorurteile nach dem ersten Bilderimport widerlegt sahen.

Wasser in allen Aggregatzuständen

Wasser von oben, von der Seite, als Regen, Hagel, Schnee und allen Stufen dazwischen, von windstill bis orkanartig: Die Vielfalt, die uns Island wettertechnisch bot, war kaum zu übertreffen. Gerade während den zwei Tagen, in denen wir im Rahmen eines Workshops mit Brautpaaren unterwegs waren, die für uns in der kargen Landschaft Islands posierten, hat uns das Wetter extrem viel abverlangt. Das Weather Sealing der GFX 50R mit 64 abgedichteten Stellen hielt aber wortwörtlich dicht: Unbeeindruckt von Wind und Wasser knickte die Kamera nicht ein einziges Mal ein. Auch der Akku hielt bei garstigsten Minustemperaturen und hoher Beanspruchung fast einen ganzen Tag lang durch. 

Da wir während den zwei Workshop-Tagen regelrecht dem wenigen Licht hinterher jagten, welches Island uns im Spätwinter zu bieten hatte, ging es auch mal etwas rauer zu und her: Anhalten, aus dem Landrover springen und zwischen Lava-Gestein den richtigen Winkel suchen. Da kriegt eine Kamera schon auch mal unfreiwillig einen Stoss ab. Das spürbar robuste und gleichzeitig zu Beginn verwirrend leichte Magnesium-Gehäuse der GFX 50R liess sich davon aber nicht beeindrucken. Eine zuverlässige und überaus handliche Kamera, die auch noch einstecken kann? Wir waren begeistert.  

„Dunkelheit kann man nicht sehen. Sie ist.“

Das sagte einst Erhard Blanck, deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler – und ganz offenbar kein GFX-50R-Besitzer. Bereits vor Jahren erstarrte ich vor Bewunderung, als ich sah, was Philip Bloom in seinem Blogpost „A Love Letter to the Pentax 645Z“ (http://philipbloom.net/blog/pentax645z/) in der Nachbearbeitung alles aus den Schatten und Highlights seiner Bilder hervorzaubern konnte. Als wir an unserem ersten Abend in Island nach ein paar Stunden Fahrt in unserem Hotel angekommen waren und ich die ersten paar Fotos via eingebautem WiFi von der GFX 50R auf mein iPhone übertrug, fühlte ich mich im Olymp der Postproduktion angekommen: Die Tiefen des Fotos liessen sich bereits beim JPEG bis zum Anschlag heben, ohne dass die Bilder unbrauchbar wurden oder einen HDR-Touch bekamen. Wir sassen gemeinsam um den Tisch und schoben wie bekloppt immer wieder den Tiefen-Regler hin und her, verblüfft über die Details, die sich auf den Bildern immer wieder von neuem aus der Dunkelheit erhoben. 

Aus der Betrachtung der ersten paar Bilder realisierten wir schnell, dass wir uns hinsichtlich der Nachbearbeitung einen Gefallen taten, wenn wir jeweils ein zwei Stops abblenden und ein leicht unterbelichtetes Bild anstreben würden. Obwohl es die ganze Woche über in Island nie wirklich richtig hell war, bewegten wir uns meistens zwischen ISO 50 und 400, was vor allem den lichtstarken Objektiven zu verdanken war. Bei den wenigen Bildern, die wir zur Not mit höheren ISO-Werten wie 800, 1600 und 3200 geschossen hatten, war aber ebenfalls kein störendes Rauschen auszumachen. Mittelformat und Reportage – war das doch nicht zwingend ein Widerspruch?

Detail, Detail, Detail

Generell waren die Bilder eine Wucht. Jeden Abend erfreuten wir uns von neuem über die Dynamik und die ganz eigene Tiefe, welche die Bilder irgendwie einfach immer hatten. Oft ertappten wir uns, wie wir den Zoom auf 100% setzten, nur um uns an den unglaublichen Details zu erfreuen, welche die Bilder der GFX 50R mit sich bringen. Natürlich waren die Dateien um einiges grösser als das, was wir uns gewohnt waren. Die JPEG-Dateien alleine waren so gross wie die RAW-Dateien, mit denen wir üblicherweise arbeiten. Das stellt automatisch auch höhere Anforderungen an Speicherplatz und Rechenleistung, vor allem, wenn man auch unterwegs regelmässig Back-Ups machen will. Gerade aber in Bezug auf Rechenleistung kam uns die Smart-Preview-Funktion von Lightroom entgegen, mit der man auch diese riesigen Dateien in mühelos unterwegs bearbeitbare Files herunterbrechen kann.

Eine intuitiv zu bedienende Dunkelkammer

Wir hatten die Kamera erst am Vortag unserer Reise abgeholt, weshalb wir zuvor keinerlei Angewöhnungszeit mit der Kamera hatten. Wie sich dann aber herausstellte, war das auch gar nicht nötig, da wir uns in den Menüs der GFX 50R schnell zurechtfanden. Auch die restliche Bedienung war mit den physischen Drehreglern für ISO, Verschlusszeit und Blendenkorrektur selbsterklärend. Da die Blende zudem über einen Blendenring am Objektiv eingestellt wird, hat man nach einem initialen Setup der Kamera eigentlich auch gar keinen Grund mehr, mehr Zeit im Menü zu verbringen. 

Der Blendenring entwickelte sich schnell zu meinem absoluten Lieblingsfeature. Da eine Hand sowieso immer am Objektiv ist, habe ich kleine Belichtungsanpassungen mit der Zeit nur noch über den Blendenring vorgenommen. Ich habe gemerkt, dass ich so viel schneller auf neue Lichtverhältnisse reagieren kann und dass die angedachte Blende schneller eingestellt ist, als ich mir das von anderen Kameras gewohnt bin. Gerade bei grossen Blendensprüngen machte sich das bemerkbar.

Seitdem wir vor ein paar Monaten die Canon EOS R in Australien testen durften (https://foto-zumstein.ch/de/blog/praxisbericht-canon-eos-r-tanja-simon-kurt.html) zählen wir uns auch zur Fangemeinde von elektronischen Suchern. Was zu Beginn etwas Umgewöhnung erforderte, machte es bald danach fast schon schwierig, wieder mit einer DSLR zu fotografieren. Scharf, flüssig, schnell, hochaufgelöst: Der Sucher der GFX 50R war sehr angenehm. Der grösste Vorteil für uns war jedoch, dass man sich die Bilder ebenfalls im elektronischen Sucher anschauen kann. Im Gegensatz zum LCD-Bildschirm auf der Rückseite der Kamera hat man im elektronischen Sucher eine eigene kleine Dunkelkammer, in der man Belichtung und Komposition auch in hellen Umgebungen viel besser abschätzen kann.

Kleine Kamera, grosse Bilder

Die Fujifilm GFX 50R widerlegte in diesen paar Tagen im hohen Norden alle unsere Vorurteile, die wir gegenüber Mittelformatkameras zu hegen pflegten. Teuer in der Anschaffung? Wenn man sie mit anderen Mittelformatkameras vergleicht – definitiv nein. Unhandlich in der Handhabung? Das Gegenteil war der Fall. Riesige Files, die sich für Reportagefotografie überhaupt nicht eignen? Ansichtssache. Einen Business-Event würden wir damit wahrscheinlich nicht fotografieren, weil hier nicht Bildgewalt und schier endlose Möglichkeiten in der Nachbearbeitung, sondern kompakte Dateien und ein schneller Turnaround im Vordergrund stehen. Bei Reportagen aber, die später auch gedruckt werden sollen, sieht es wieder anders aus. Schlussendlich braucht man lediglich das richtige Werkzeug für den jeweiligen Job. Wir können uns vorstellen, dass die GFX 50R in vielen Fällen dieses richtige Werkzeug sein kann.

Abgesehen davon sind die Bilder einfach grossartig. Selten hat man das Gefühl, dass eine Kamera die eigene Empfindung wirklich akkurat reproduzieren kann – vor allem nicht, wenn die Landschaft von derart epischem Ausmass ist, wie es in Island der Fall war. Die Fujifilm GFX 50R hat aber genau das geschafft, und zwar auf eine überraschend unangestrengte Art und Weise. Mit ihrem kompakten Design, dem moderaten Gewicht von 775 Gramm und einem Kraftwerk von Sensor war sie ein toller Reisebegleiter durch eine sehr anspruchsvolle Klimazone. Man könnte meinen, dass grossartige Bilder bei einer Mittelformatkamera nur mit viel Herumhantieren und Feinjustieren möglich wären. Die GFX 50R ist aber genau das Gegenteil. Das simple Bedienkonzept hat es uns ermöglicht, die Kamera zu vergessen und uns stattdessen auf das Bild zu konzentrieren. Ist es nicht eigentlich genau das, was eine gute Kamera ausmacht?"

 Zur GFX 50R im Onlineshop

Tanja & Simon Kurt

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