Unser Kursleiter, Chrigu Bürki, konnte die neue Sony Alpha 1 auf Herz und Nieren prüfen und verbrachte einige Zeit an verschiedenen Seen, wo er Wasservögel fotografierte. Ein Härtetest für den Autofokus:

Als ich die Spezifikationen der neuen Sony Alpha 1 gelesen habe, wurde ich schon etwas neugierig, was dieses Wunderding der Technik wirklich so draufhat und wollte es natürlich selber ausprobieren! 
So verbrachte ich die letzten Wochenenden an verschiedenen Schweizer Seen, um Wasservögel zu fotografieren. 

Dies soll nicht ein technischer Bericht werden, sondern ein einfacher Erfahrungsbericht, wie sich die Kamera beim Fotografieren von Wasservögeln schlägt.

Haptik und Einstellungen

Da ich selber unter anderem auch Sony Kameras benutze, war mir die Sony Alpha 1 nicht gänzlich unbekannt.

An der Sony Systemkameras schätze ich sehr, dass sie für ihre „kleinen“ Grössen eine gute Haptik mit einem grosszügigen Layout der Tasten bieten. Diese sind richtig schön gross, gut fühlbar und auch mit Handschuhen sehr bequem bedienbar. Zusätzlich lässt sich fast jede Taste mit fast allen Funktionen belegen. So kann ich meine Kamera extrem gut personalisieren. Der Joystick ist sehr gut steuerbar, was nicht selbstverständlich ist, denn bei vielen Joysticks gerät man zu oft in falsche Funktionen, wenn man nur etwas zu schräg drückt. Die AF-On Taste ist eine Freude, ob im Quer- oder Hochformat, der Daumen ist immer drauf!

Meine eigenen Funktionseinstellungen der Tasten sind folgende (welche für mich sehr gut funktionieren):

  • Modus: A Zeitautomatik
  • Vorderes Einstellrad: Die Blendenverstellung.
  • Hinteres Einstellrad: +/- Belichtungskorrektur.
  • Auslöser: nur Belichtung und Auslösung - kein AF
  • AF-On Taste: nur AF, weil ich nur mit der AF-On Taste den AF starte und beende, bin ich fast immer im AF-C Modus.
  • Funktionstaste C1: Manuelle Fokusvergrösserung, für präzise manuelle Scharfeinstellung. Die automatische Fokusvergrösserung habe ich abgeschaltet.
  • Funktionstaste C2: ISO Einstellung
  • Funktionstaste C3: AWB
  • Joystick: Wechsel der Fokusfelder
  • AEL Taste: Blendenvorschau

So lassen sich die meisten wichtigen Funktionen mit nur einem Finger steuern.
Mit diesen Einstellungen fotografiere ich fast alle meine Bilder - sehr konservativ - aber für mich sehr effizient.

Für mich bedeutet Fotografie, nicht im Menü herum zu irren und je nach Situation die Kamera anders einzustellen - ich will Bilder machen und zwar auf die einfachste Art und Weise. 

Ich habe fast alle meine digitalen Kameras auf die gleiche Art eingerichtet. So fühle ich mich bei jeder Kamera sofort „zu Hause“.

Praxis

An zwei Wochenenden sass ich auf harten Ufersteinen, ausgerüstet mit der A1 und dem Sony 400mm GM F2.8 mit 2x Konverter. Mit dieser Kombi kam ich den gefiederten Kreaturen recht nahe. Und erstaunlicherweise war der AF trotz dem 2x Konverter mit dem 400mm F2.8 unheimlich schnell.

Alles war „aufgespiesst“ auf einem Einbeinstativ mit Neiger. So war ich relativ flexibel, den Tieren zu folgen, musste das Gewicht des Equipments aber nicht selber halten. 

Für die Autofokuseinstellungen bietet mir die A1 drei Möglichkeiten der Augenerkennung: Personen, Tiere, Vögel.

Folgende Einstellungen im Menü müssen aktiv sein, um das Augentracking (der AF sollte am Auge „kleben“ bleiben, selbst in Bewegung) nutzen zu können:

  • AF-C
  • Augenerkennung aktiv: Vögel
  • Und AF Verriegelung - so bleibt der AF auf dem Motiv, selbst wenn ein störender Gegenstand zwischen Vogel und Fotograf gerät.

Zusätzlich aktiviere ich die Serienbildaufnahme. Doch Vorsicht, bei elektronischem Verschluss kann man mit 30 Bildern pro Sekunde fotografieren - ein Bilderberg türmt sich auf! 
Hierbei empfiehlt es sich, die schnellen CF-Express Karten zu benutzen - es geht sehr, sehr viel schneller beim Abspeichern! 

Bei Vögeln am Himmel funktioniert die AF Erkennung meist auf Anhieb - und selbst bei störenden Gegenständen (Sträucher, Bäume, usw. …) klebt der AF ohne Probleme.  

 

Schwieriger wird es bei Tieren ohne grossen Kontrast zwischen Auge und Gefieder, z.B. beim Blässhuhn. Da findet der AF nicht immer das Auge und bleibt an den kontrastreichsten Stellen am Gefieder kleben. 

Wenn ein Blässhuhn flügelschlagend übers Wasser rennt, so bleibt der AF am aufspritzenden Wasser (höchster Kontrast) hinter dem Blässhuhn hängen. Also nicht in allen Situationen ist der AF Herr der Lage, aber das ist in solchen Situationen auch in Ordnung. 

 

Bei Schwänen im Flug parallel zu mir, gelangen eigentlich fast alle Bilder sehr gut. Die Schärfe lag auf den Augen. Bei Schwänen im Flug direkt auf mich zufliegend, war der Fokus nicht bei jedem Bild präzise auf den Augen. Manchmal hat die Sony Alpha 1 auf die Flügel fokussiert, manchmal auf die Füsse. 

Erstaunt war ich hingegen bei fliegenden Vögeln vor einem Wald. Hier war die Trefferquote sehr hoch. Der Kontrast im Wald von hell zu dunkel schien die A1 nicht gross zu beeindrucken.

Mit den Haubentauchern war es ziemlich durchzogen mit den AF Treffern. Bei diesen Tieren ging der Fokus öfters auf die kontrastreichen Gefiederdecken.

In der Grand Caricaie bei Yverdon fotografierte ich einen Wasserfrosch, aber der AF wollte auf keinen Fall die Schärfe auf das Auge legen. Kein Wunder, denn der AF war noch auf Vogelerkennung eingestellt! Kurzerhand umgestellt auf Tieraugen - und siehe da, der Fokus lag sauber auf dem Froschauge. Unheimlich, diese Kamera!

Fazit

Mit der Sony Alpha 1 gibt Sony den Fotograf*innen eine Kamera in die Hand, bei welcher die Technik des Autofokus auf ein neues Niveau gehievt wurde. 
Sind Augen (von Personen, Tieren oder Vögeln) klar erkennbar, so findet der Autofokus zuverlässig seinen Weg. Sind die Tiere in Bewegung oder in Interaktionen, so ist die Trefferquote nicht immer 100%. Aufspritzendes Wasser, verdeckte Augen, fehlender Kontrast, störende Elemente (Schilf, Bäume, Sträucher, usw. …) können die AF Leistung leicht beeinträchtigen.

Festzuhalten bleibt, dass meine Ausbeute an scharfen Bildern bedeutend höher war, als bei meinen bisherigen Kameras.

Beeindruckend war, wie ich ohne Dunkelphase im Sucher (übrigens ein sensationeller Sucher) mit 30 Bildern pro Sekunde den Tieren folgen konnte. Mit 800mm Brennweite gelang dies äusserst zuverlässig.

Bei Motiven in Bewegung war bislang auch immer der Rolling Shutter ein Problem (die bewegten Elemente wurden verbogen/verzerrt abgebildet, da der Sensor zeilenweise ausgelesen wurde). Dies ist bei der Sony Alpha 1 perfekt gelöst - kein verbiegen mehr!

Zur Akkuleistung kann ich nur sagen: phänomenal - fast über 2000 Bilder (jpg Fine + RAW komp. bei gleichzeitiger Abspeicherung).

Für mich persönlich ist dies eine Topkamera in Punkto technischer Ausstattung und Haptik. Fotografen/innen in den unterschiedlichsten Themengebieten der Fotografie zu Hause, dürften von dieser Kamera begeistert sein, da sie für alle das Richtige bereit hält - hohe Auflösung - Schnelligkeit - Präzision.

Hier gehts zur Sony Alpha 1 im Onlineshop

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Christoph Bürki

web: christophbuerki.com
Instagram: @christophbuerkiphotography