Erfahrungsbericht Coronado PST

Die Leiter der Schulsternwarte Steffisburg, Ernst Bürki und Thomas Schönholzer, haben sich die Zeit genommen, das Sonnenteleskop Coronado PST eingehend zu testen.
Sieh Dir hier Ihre Aufnahmen der Sonne und den ausführlichen Erfahrungsbericht zum Teleskop an.

Am 24. März ist Tag der Astronomie.
Vom 11:00 - 16:00 findest Du uns bei schönem Wetter auf der Münzgrabenplattform. 
Dort bietet sich Dir die Möglichkeit, das Coronado PST selber auszuprobieren und die Protuberanzen auf der Sonne zu beobachten.

Allgemeines

Das Coronado PST (Personal Solar Telescope) ist ein kleiner, 2 kg schwerer Refraktor, der ausschliesslich zur Sonnenbeobachtung verwendet wird. Sein Filter lässt nur gerade das Licht des ionisierten Wasserstoffs (H-Alpha-Linie von 656,28 nm) passieren. Dadurch ist es möglich, Oberflächenstrukturen, Filamente und Protuberanzen auf der Sonne zu beobachten, die bei der konventionellen Beobachtung mit einem Graufilter unsichtbar bleiben.

Technische Daten

  • 40mm Öffnung und 400mm Brennweite, Öffnungsverhältnis f/10
  • Internes, aus Sicherheitsgründen nicht entfernbares Etalon-Filter mit einer Bandbreite von <1,0 Angström (<0,1nm)
  • Eingebauter Sonnensucher
  • In der Lieferung ist ein Kellner Okular 20mm inbegriffen
  • Standardanschluss für Fotostativ; ein Dreibeinstativ kann optional erworben werden

Praktischer Test

Vor der Beobachtung muss das Gerät zuerst auf die Sonne ausgerichtet werden. Der eingebaute Sonnensucher besteht aus einer kleinen runden Öffnung mit einer Mattscheibe auf der Oberseite des schwarzen Gehäuses. Sobald der helle Lichtpunkt der Sonne im Zentrum des Suchers erscheint, ist die Sonne im Okular zu sehen. Das Aufsuchen und Einstellen der Sonnenposition ist allerdings nicht immer ganz einfach.

Zur Beobachtung wird zunächst das Sonnenbild mit der kleinen Rändelschaube am Boden des Gehäuses scharf eingestellt. Erst danach dreht man den schwarzen Einstellring am Ende des messingfarbenen Tubus so lange, bis Oberflächendetails und Protuberanzen sichtbar werden.Beispiel einer Protuberanz

Die anfänglich strukturlose rote Sonnenkugel im Okular, zeigt nun viele feine Details, wie Sonnenflecken, Sonnenfackeln, Filamente und Protuberanzen.
Da Protuberanzen und Oberflächendetails meist nicht gleichzeitig scharf sichtbar sind, muss man mit der Feineinstellung etwas spielen um ein optimales Resultat zu erhalten. Je länger man durch das Coronado PST schaut, desto mehr Details fallen einem auf. Das Sonnenbild mit dem mitgelieferten 20 mm Okular ist allerdings ziemlich klein. Wir verwenden deshalb ein Baader Ortho 10 mm Okular, das mehr Details zeigt und einen besseren Kontrast aufweist.

Bei Demonstrationen vor Schulklassen bewährt sich eine Montierung mit Nachführung, wodurch das ständige Nachjustieren wegfällt und man sich vollumfänglich der Beobachtung widmen kann.

Sonnenfotografie

Die eindrucksvollen Bilder des Coronado PST lassen sich auch fotografisch festhalten. Da der Fokuspunkt jedoch weit im Inneren des Okularauszugs liegt, ist die Schärfeebene weder mit einer Webcam noch mit einer DSLR erreichbar. Wie geht es trotzdem?                                                                 

Granulation, Sonnenflecken, Protuberanz   Fotos mit einer digitalen Spiegelreflexkamera gelingen am einfachsten unter Verwendung eines Baader 21 mm Hyperion Okulars. Nach Entfernung der Gummi-Augenmuschel wird auf das freigelegte Gewinde ein M42-auf-T2-Adapterring und darauf ein T2-Adapter geschraubt. Letzterer wird fest mit dem T2-Anschluss der Kamera verbunden. Das Ganze ist etwas wackelig, aber es funktioniert wunderbar. Die Belichtung wird im manuellen Modus ermittelt und wie üblich sind mehrere Bilder mit immer neuer Fokussierung aufzunehmen.

Eine bessere Bildqualität mit stärkerer Vergrösserung lässt sich mit einer Astrokamera erzielen. Um in den Fokus des Corronado PST zu kommen, ist allerdings eine 2x Barlow-Linse nötig. Leider muss ausprobiert werden, welches Fabrikat den gewünschten Erfolg liefert. Wir verwenden den abgeschraubten Teil einer SkyWatcher Barlow Linse, die direkt mit dem Okularstutzen einer DMK-21 Astrokamera verbunden und in den Auszug des PST gesteckt wird. Die Astrokamera wird in üblicher Weise mit dem Laptop verbunden. Sonnenoberfläche und Protuberanzen verlangen jeweils eigene Belichtungszeiten. Die Aufnahmen müssen dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeitet, eingefärbt und kombiniert werden. Wer sich für Details interessiert, sei auf das Buch von Roland Störmer verwiesen (Astrofotographie, 3. Auflage 2016, ISBN 9783958452923).

Vorteile

  • Leicht transportabel, handlich und rasch aufgestellt
  • Guter Einstieg in die Welt der H-Alpha-Sonnenbeobachtung
  • Vernünftiges Preis/ Leistungsverhältnis

Nachteile

  • Das Einstellen der Sonne mit dem eingebauten Sucher ist nicht ganz einfach
  • Das mitgelieferte 20 mm Okular liefert eine ungenügende Vergrösserung
  • Grössere H-Alpha-Sonnenteleskope liefern natürlich noch detail- und kontrastreichere Bilder, die über das gesamte Gesichtsfeld scharf erscheinen

 Beispiel der Schulsternwarte Steffisburg

 

 Vergleich der PST-Aufnahme (rechts) mit der Aufnahme eines Sonnenobservatoriums (links)

Hier gehts zum Coronado PST im Onlineshop