Der freischaffende Berner Fotograf und Filmemacher, Rami Ravasio, reiste für eine Videoproduktion auf die portugiesische Insel Madeira. Dort bot sich für ihn die ideale Möglichkeit, die neue Sony A7S Mark III einzusetzen und auf Herz und Nieren zu testen. 
Seine Erfahrungen mit der A7S III sowie das Ergebnis der Videoproduktion teilt Rami in diesem Blogbeitrag mit Dir: 

Erste Erfahrungen und Eindrücke

Unter all den spannenden Kameras, die dieses Jahr auf den Markt gekommen sind, hat mich als Sony-User insbesondere die A7S Mark III fasziniert. Als Freelance Filmemacher habe ich über die letzten zwei Jahre neben meinem Studium verschiedene kleinere Produktionen mit der Sony A7 III und der A7S II umgesetzt und suche schon seit einer Weile die perfekte Kamera, um meine Arbeit auf das nächste Niveau zu heben. Ende Oktober bot sich dank einem Videoauftrag auf der portugiesischen Insel Madeira die ideale Möglichkeit, eine Sony A7S Mark III im Rahmen einer kleinen Produktion zu verwenden und zu testen. Dieser Beitrag geht auf erste Eindrücke und Erfahrungen mit der A7S III ein, aus der Perspektive eines A7 III und A7S II Nutzers.   

Wieso die A7S III und für wen?

Ziel der Produktion war es, mit dem Fotografen Jack Harding als Protagonist, Madeira als vielseitige und Covid-19 sichere Feriendestination zu vermarkten. Dafür sollten wir ein Video zwischen 90 und 120 Sekunden sowie mehrere 15 Sekunden lange Videos für Social Media erstellen. Ich wusste somit, dass wir zahlreiche Destinationen auf der der Insel besuchen und Wanderungen auf uns nehmen würden sowie am Meer filmen wollten. Ich wusste auch, dass wir oft an Drehtagen die Drehorte wechseln würden und in dieser Hinsicht die Produktion ziemlich Run-and-Gun sein würde. 

Die Sony A7 III hat sich für die Art meiner bisherigen Produktionen besonders aufgrund der Grösse und des Gewichts geeignet. Da ich zum Beispiel oft über mehrere Tage in den Bergen oder auf einer Reise unterwegs bin, sind die Grösse und das Gewicht im Rucksack für mich zentral. Bisher habe ich für dieses kompakte Setup an höheren Bildraten bei besserer Auflösung sowie Farbtiefe eingebüsst. Die A7S Mark III ist in Punkto Grösse und Gewicht mehr oder weniger identisch, aber erlaubt mir, mit Autofokus und ohne signifikanten Crop in Vollformat 4K mit bis zu 120 FPS zu filmen. Das Beste daran ist, dass bei der A7S III neu alles intern in 10-Bit 4:2:2 aufgenommen werden kann. Abgesehen von diesen für mich zentralen Gründen, gibt es eine Reihe an weiteren Spezifikationen, die einen dazu verlocken, den nächsten Schritt auf für Video ausgelegte Alpha Kameras zu wagen. Auch die hervorragende Videoqualität bei höheren ISO Werten ist ein überzeugendes Argument. 

Über all diesen attraktiven Spezifikationen hängt aber je nach Perspektive ein kräftiges Preisschild. 4'498 CHF ist nicht wenig Geld für eine Kamera und da ist die Frage, für wen die Kamera geeignet ist, sicherlich gerechtfertigt. In erster Linie spricht die Kamera natürlich eher Filmemacher als Fotografen an, obwohl die A7S III definitiv auch für die Fotografie verwendet werden kann. Meiner Meinung nach spricht die Kamera unter anderem Personen in meiner Position an: Ich bin Student und arbeite nebenbei als freischaffender Filmemacher. Somit ist mein Budget zwar begrenzt, aber ich kann die Investition rechtfertigen, weil ich damit Geld verdiene. Um damit sporadisch, hobbymässig zu filmen, würde ich die Kamera nicht in Betracht ziehen. Auch für grössere Produktionen ist die Sony A7S Mark III z.B. als Zweitkamera hervorragend geeignet. Dank 10-Bit und der verbesserten Farben kann sie auch mit grösseren Kameras wie z.B. einer Sony FX6 oder FX9 mithalten. Meiner Meinung nach deckt die Kamera somit ein doch relativ breites Segment und viele Verwendungszwecke ab.

 

Die restliche Ausrüstung

Die Produktion für Visit Madeira war hauptsächlich Outdoor-fokussiert, mit geplanten Aufnahmen auf Wanderrouten, im Wald, am Strand und im Wasser sowie eine Serie an Aufnahmen in der Stadt. Da wir viel unterwegs waren und gleichzeitig relativ wenig Zeit für die Produktion hatten, wollte ich sichergehen, dass das ganze nötige Material für den Dreh in einen Rucksack passt. Für die Produktion habe ich die A7S III deshalb mit folgender Ausrüstung ergänzt:

Objektive:

ND Filter:

Cage:

Monitor: 

Gimbal:

Audio:

Unterwassergehäuse:

  • Aquatech Elite II

Mittels Small Rig Cage habe ich die Kamera für zwei Zusammensetzungen konfiguriert, zwischen denen ich innert 30 Sekunden hin und her wechseln konnte. Als Grundkonfiguration während der gesamten Produktion befand sich die A7S III in dem Small Rig Cage mit angeschraubter DJI Ronin S Base Plate. Für das Handheld Setup musste nur der Top Handle mit angeschraubtem Monitor eingeklinkt werden und für Gimbal Aufnahmen konnte ich den Top Handle lediglich wieder ausklinken und die A7S samt Cage auf die Ronin setzen. Für wenige Szenen habe ich die Kamera auch blank ohne Cage oder weiteres Zubehör verwendet. Mit dieser Zusammensetzung war ich für die Produktion höchst flexibel und das Aufsetzen der Kamera einfach wie auch schnell. Kurz gesagt, für mich ein potentiell ultimatives Run-and-Gun Setup. Mit dieser Aufstellung konnte die Produktion beginnen.

Hands-On A7S III

Einer meiner Lieblings-Features der Alpha Systemkameras ist die grosszügige Anpassbarkeit der Kamera selbst. Neuen Benutzern kann ich wirklich ans Herz legen, die starke Programmierbarkeit der Kamera gründlich auszunutzen und sie an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Dies hat für mich die Benutzung sehr erleichtert wie auch die Effizienz stark erhöht. Vor der Produktion habe ich somit die wichtigsten und meistgenutzten Einstellungen den verschiedenen Benutzerdefinierten Tasten zugeordnet. Die A7S III bietet insgesamt vier konfigurierbare Tasten, die nach individuellen Wünschen programmiert werden können, wobei fast alle anderen Tasten auf der Kamera auch umprogrammiert werden können. Die Kamera hat neu auch insgesamt drei Benutzerdefinierte Modi und somit einen mehr als die A7III oder die A7S II. Die Verwendung dieser Custom Modes finde ich so hilfreich, dass ich sie vor jeder Produktion anpasse. Bei der A7S III konnte ich somit jeweils ein Profil für 25, 50 und 100 FPS erstellen und brauchte für verschieden Szenen nicht ins Menü einzutauchen, um Bildraten und Bitraten zu ändern. Dies war für mich jedoch bei bisherigen Alpha Kameras wichtiger, denn das neue Menü der A7S III ist um Welten angenehmer und intuitiver zu bedienen als bisher. Gesuchte Einstellungen sind einfacher zu finden, und zwar dort wo man sie erwartet. Beim Navigieren im Menü, beim Playback und an der Reaktionsfähigkeit der Tasten merkt man auch, dass die Kamera definitiv eine verbesserte Rechenleistung hat und die Kamera erfreulich schnell wirkt. Somit ist die Kamera schnell und einfach für eine Produktion aufgesetzt und nachfolgend im Prozess auch sehr effizient zu bedienen. 

 

Ergonomie

Als ich die A7S III zum ersten Mal gebraucht habe, fiel mir in erster Linie auf, wie gut sie in der Hand liegt. Im Vergleich zu bisherigen Alpha Mirrorless Kameras wie der A7III oder A7S II ist sie dank grösserem Griff viel angenehmer zu halten und erinnert in dieser Hinsicht an die A7R IV. Auch mit grösseren, hochwertigeren und gefühlt reaktiveren Tasten hatte ich das Gefühl die Kamera einfacher und intuitiver bedienen zu können, während ich z.B. bei der A7III die Tasten teilweise zweimal drücken musste, um sie effektiv zu aktivieren. Zusammen machten diese Veränderungen für mich mehr aus als erwartet und steigerten definitiv die Freude beim Filmen.

Bildschirm und Sucher

Besonders viel Freude hatte ich auch an dem neuen ausklappbaren Bildschirm sowie dem neuen Sucher. Im Verlauf des Auftrags habe ich zu spüren bekommen, wie sehr mir ein artikulierender Bildschirm an der Kamera selbst gefehlt hat. Die dadurch ermöglichte Flexibilität für hohe und tiefe Perspektiven hat mehrere Szenen sehr vereinfacht. Besonders in Kombination mit der Verwendung der Ronin, da ich selten den externen Monitor an die Ronin montiere. Dabei habe ich mir lediglich manchmal gewünscht, dass der LCD selbst ein bisschen grösser wäre. 

Während die Auflösung des Bildschirms für eine Kamera dieser Preisklasse zufriedenstellend ist, hat mich der elektronische Sucher sehr überrascht. Die Auflösung des Suchers der A7S III ist Welten entfernt von anderen Alpha Kameras die ich bisher regelmässig verwendet habe. Unter den richtigen Bedingungen habe ich fast vergessen, dass es ein elektronischer Sucher ist.  Er ist angenehm gross, sodass man ohne Anstrengung immer das ganze Bild vor dem Auge hat. Auch sind das Playback sowie der Live-view erfreulich reibungslos und flüssig.

Batterielaufzeit

Ein für mich und die Art meiner Aufträge besonders wichtiger Aspekt einer Kamera ist die Akkulaufzeit. Da die A7S III wie die A7III auch die neueren NP-FZ100 Batterien verwendet, ist die Akkulaufzeit erwartungsgemäss deutlich höher als bei der A7S II. Erfahrungsgemäss ist sie jedoch auch gefühlsmässig deutlich geringer im Vergleich zu der A7III. Im Verlauf des Projekts habe ich durchschnittlich ca. 3 Stunden morgens sowie nachmittags gefilmt und dafür 2 bis 3 Akkus gebraucht. An kälteren Tagen oder auch in den Bergen schätze ich, dass ich mit 5-6 Akkus pro Tag gut bedient sein werde. Dies wird sich jedoch zeigen, wenn ich im Februar für den nächsten Auftrag in den Norden Schwedens reise.   

Anschlüsse

Möchte man die A7S III verwenden, ohne Batterien austauschen zu müssen, ist dies auch über den USB-C Anschluss mit einer externen Stromquelle möglich. Neben den Standardanschlüssen der Alpha Kameras wie 3.5 mm Audio Ein- und Ausgangsklinke sowie Micro-USB Anschluss, verfügt die Kamera erfreulicherweise über einen vollen HDMI-Ausgang (Typ-A). Ich hatte bei der A7S II sowie der A7 III, die beide lediglich einen Micro-HDMI Anschluss haben, oft Probleme mit einer unzuverlässigen Verbindung z.B. aufgrund von Wackelkontakt. Während ein voller HDMI Anschluss nicht so zuverlässig hält wie ein SDI Anschluss, ist die Verbindung nach meinen ersten Wochen mit der Kamera sehr stabil, solange man beim Filmen nicht zu stark am HDMI Kabel herumzieht, was bei mir ab und zu doch mal vorkommt. 

Autofokus

Eine Funktion, die wieder im Vergleich zur A7 III und der A7S II für mich spürbar signifikant verbessert wurde, ist der Autofokus, der in allen Codecs und Bildraten bis und mit 120 FPS funktioniert. Schon nach den ersten Tagen mit der Kamera hatte ich das Gefühl, mich viel stärker auf das Autofokussystem der A7S III verlassen zu können als bei bisherigen Kameras. Besonders hilfreich ist das Echtzeittracking welches per Touchscreen auf dem LCD gesteuert werden kann. Die Kamera erkennt und verfolgt auch automatisch Gesichter und Köpfe mit hartnäckiger Präzision. Dazu kommt der extrem reaktive und präzise Augenautofokus, der das ergriffene Sujet kaum wieder loslässt und blitzschnell verfolgt. Weil Jack als Protagonist praktisch durchgehend im Bild ist und im Verlauf des Videos auch mehrmals in die Kamera spricht, war der Augenautofokus sowie das Tracking in fast jeder Szene hilfreich. Die Geschwindigkeit des Autofokus lässt sich wie bei anderen Sony-Kameras auch nach Bedarf anpassen, womit effektiv sehr unterschiedliche Endresultate erzielt werden können. Insgesamt hat der Autofokus für meine Bedürfnisse so gut funktioniert, dass ich abgesehen von einzelnen Szenen durchgehend damit gearbeitet habe. Sobald es dunkel wurde oder Szenen viele und schnelle Bewegungen beinhalten, hat der Autofokus jedoch manchmal etwas mehr Mühe. Auch wenn man sich z.B. an Objekten vorbei bewegt ist es trotzdem schwerer, die erwünschten Resultate zu erzielen, wobei ich dann doch mit manuellem Fokus gearbeitet habe. Dennoch ist es wohl das beste Autofokussystem, welches ich bisher verwendet habe. 

Lichtempfindlichkeit

Eine der bekanntesten Spezifikationen der A7S Reihe ist natürlich die Lichtempfindlichkeit des Sensors und die Bildqualität bei höheren ISO-Werten. Auch wenn im Endprodukt des Auftrags keine Aufnahmen in schlechten Lichtverhältnissen zu finden sind, habe ich die Kamera in dunkleren Lichtverhältnissen etwas getestet. Obwohl die Bildqualität in schlechten Lichtverhältnissen wirklich sehr beeindruckend ist, ist der Unterschied zu der A7III und der A7S II doch kleiner als erwartet. Insbesondere die A7 III hält für mich überraschenderweise gut mit. Vor allem bei tiefen bis mittleren ISO-Werten würde ich das Rauschverhalten der drei Kameras ähnlicher einschätzen als erwartet. Insgesamt scheint das Rauschverhalten im Bild der A7S III aber doch besser als bei den anderen zwei Kameras. Ich hatte das Gefühl, dass erstens die Farben, wahrscheinlich aufgrund der 10-Bit-Tiefe, besser und wahrheitsgetreuer dargestellt wurden und dass sich das Bild bei höheren ISO-Werten auch als etwas detaillierter erwies. Während Sony einen ISO-Bereich von bis 409’600 vermarktet, sind solch extreme Werte je nach Produktionszweck aber nicht brauchbar. Grundsätzlich habe ich mich zurückgehalten die 40'000er Grenze zu überschreiten. Attraktiv bei alltäglicheren ISO-Werten ist auch eine inoffizielle Art Dual-Gain oder Dual-Native-ISO Funktion. Das heisst, erhöht man von der Basis aus den ISO-Wert, wird das Rauschen im Bild stärker, bis man die Belichtung um 4.33 Stops erhöht hat, wobei das Bild dann wieder gleich sauber ist wie bei der Basis ISO. Die Basis ISOs sind aber je nach Bild Profil unterschiedlich. Da ich ausschliesslich S-Log 3 verwendet habe, lagen sie bei ISO 640 und 12'800, wobei die Reduktion im Rauschen beim Wechsel von ISO 10'000 auf 12'800 auf dem LCD oder im Sucher sehr deutlich zu erkennen ist. Somit konnte ich im Idealfall bei hellen und dunklen Lichtverhältnissen zwischen diesen zwei Werten hin und her wechseln, praktisch ohne einen Verlust in der Bildqualität durch Rauschen zu erleiden. Ich kann deshalb jedem Benutzer empfehlen, sich über die Nativen ISO-Werte der Bild Profile zu informieren und dann beim Hochschrauben des ISO-Werts lieber früher als später auf den höheren Nativen ISO-Wert zu wechseln und die Belichtung z.B. mit ND Filter auszugleichen, um Aufnahmen mit Rauschen zu minimieren. 

Rolling Shutter

Ein Nachteil bei bisherigen Sony Vollformat Systemkameras, die ich bisher zum Filmen verwendet habe, ist der Rolling-Shutter-Effekt. Dabei verzerren sich Objekte, die sich im Bild bewegen oder um die sich die Kamera bewegt. Dies weil die Belichtung des Sensors pro Bild zeilenweise aufgenommen wird und die Bildinformation aller Pixel auf dem Sensor nicht gleichzeitig entstehen. Obwohl es ein eher kleines Detail ist, welches schlussendlich wenige im Endprodukt deutlich erkennen, hat es mich bei gewissen Aufnahmen immer geärgert. Sehr zu meiner Freude, hat Sony den Rolling-Shutter-Effekt in der A7S III signifikant reduziert, was ich als Verbesserung in der Kamera sehr zu schätzen weiss. 

In-Body Stabilisation

Wie schon von anderen Alpha Kameras bekannt, bietet die A7S III auch eine In-Body Stabilisierung. Dabei kann zwischen einem Standard- und Active-Modus ausgewählt werden. Der Active Modus erweitert die Standard Variante um eine elektronische Stabilisierung, die deutlich besser ist. Man büsst dafür aber mit einem 1.1 Crop. Während die Stabilisierung der A7S III sicherlich nicht einer der besten auf dem Markt ist, war sie dennoch hilfreich. In erster Linie eliminiert sie vollumfänglich das leichte Zittern, dass im Bild entsteht, wenn man von Hand filmt. Dies hat für kürzere Aufnahmen mit wenig Bewegung gereicht, aber um beim Geehen etwas aufzunehmen, war mir auch der Active Modus nicht gut genug, weshalb für jeweilige Szenen der Gimbal zum Einsatz kam. Für Szenen bei denen ich den Gimbal nicht verwenden konnte, weil wir z.B. in einem Auto gedreht haben, habe ich doch oft Handheld gefilmt, wobei durch die Kombination von Stabilisierung und Zeitlupe wirklich sehr stabile Aufnahmen entstanden sind. Insgesamt freut es mich somit zu wissen, dass ich für zukünftige Produktionen mit dem Active Modus vorwiegend verwacklungsfreie Aufnahmen erzielen kann, auch wenn ich den Gimbal mal zu Hause lassen muss.  

Datenmanagement

Als ich mich vor dem Auftrag über die A7S III informiert habe, wurde mir schnell bewusst, dass ich als A7 III und A7S II Benutzer mit dem Kauf der Kamera auch einiges mehr in Festplatten und SD-Karten investieren muss. Während meine bisherigen Kameras auf eine Bitrate von 100 Mbps begrenzt waren, erreicht die Sony A7S III mit dem neuen XAVC S-I Codec bis zu 600 Mbps und mit den stärker komprimierter Codecs XAVC S und XAVC HS bis zu 200 Mbps. Um effizient mit diesen höheren Bitraten zurecht zu kommen, hat die A7S III nun auch zwei neue Kombi-Kartenfächer, die neben den konventionellen SDXC/SDHC Karten nun auch CFexpress Karten akzeptieren. Da diese neuen Karten jedoch relativ teuer sind und es nur eine einzige Bitrate der A7S III gibt, die nicht auf SD-Karten geschrieben werden kann (4K XAVC S-I 100p/120p), entschied ich, vorerst bei SD-Karten zu bleiben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass es UHS-II Karten mit V90 Rating sein müssen.

Obwohl der XAVC S-I Codec eine höhere Qualität ausweisen sollte und für den Computer in der Bearbeitung weniger rechenlastig ist, wollte ich bei der Produktion eine gute Balance zwischen Qualität, Kompression und Dateigrösse erzielen und mit Speicherplatz sparsam umgehen. Ich habe mich deshalb entschieden, den XAVC S Codec zu verwenden und alles in 4K 10-Bit 4:2:2 aufzunehmen. 

In der Postproduktion habe ich gemerkt, dass der XAVC S Codec meinem 16 Zoll MacBook Pro definitiv Mühe bereitet hat und die Aufnahmen nicht wirklich flüssig zu bearbeiten waren. Glücklicherweise hat die A7S III eine eingebaute Funktion, um diese Herausforderung zu meistern. Die Kamera kann bei der Aufnahme gleichzeitig Proxies (Kopien der Videodatei in geringerer Qualität und Auflösung) abspeichern, was meine Geschwindigkeit in der Postproduktion stark erhöht. Erstens weil ich somit nicht erst in der Postproduktion Proxies erstellen muss, was viele Stunden in Anspruch nehmen kann und zweitens, weil ich mit Proxies das Video viel flüssiger bearbeiten kann, bevor ich es in voller Auflösung exportiere. In diesem Prozess ist zu beachten, dass im XAVC S Codec die A7S III keine Proxies für Bildraten über 100 FPS erstellen kann. Da ich in dieser Produktion jedoch nur einzelne Aufnahmen in 120p gefilmt habe, konnte ich sie falls nötig schnell in der Postproduktion erstellen. Weil ich mit dem XAVC S Codec bei meinem Computer an die Grenzen gestossen bin, kann ich je nach Leistungsfähigkeit des jeweiligen Rechners definitiv empfehlen, von der Proxyfunktion Gebrauch zu machen. Dies ist sicherlich auch der Fall beim noch stärker komprimierten XAVC HS Codec aber vermutlich mit XAVC S-I weniger nötig.

Farbkorrektur und Color Grading

Ein zentraler Bereich der Postproduktion sind natürlich auch die Farbkorrektur und das Color Grading. Die 10-Bit Farbtiefe der A7S III bietet gegenüber den bisherigen 8-Bit Farbtiefe eine rund vierfach höhere Farbauflösung und ein völlig anderes Erlebnis in diesem Bereich der Postproduktion. Mit der dadurch gewonnenen Farbinformation kann ich nun auch S-Log3 effektiv verwenden, um den maximalen Dynamikumfang der Kamera auszunutzen. Bisher habe ich vorsichtshalber höchstens S-Log2 verwendet, weil mit der 8-bit Farbetiefe der A7III z.B. das Bild bei der farblichen Bearbeitung meist schnell auseinanderfällt. Die A7S III liefert ein für mich deutlich schöneres Bild, das schätzungsweise auch viel näher am Bild der grösseren Cinema Kameras von Sony ist und die Farben Madeiras wunderschön wiedergeben hat. Die Farben scheinen mir direkt aus der Kamera viel natürlicher und ich musste nicht mit dem oft sehr starken Magenta Farbstich der 8-Bit Kameras kämpfen. Da ich das gesamte Videomaterial auf Madeira in Slog-3 aufgenommen habe, bot sich die Möglichkeit, stärker mit dem Material in der farblichen Bearbeitung zu experimentieren und hatte den Gesamteindruck, bei dieser Nachbearbeitung mehr Kontrolle ausüben zu können. 

Fazit und Endprodukt

Meine Erwartungen an die Sony A7S Mark III wurden im Verlauf der Produktion sogar übertroffen. 
Von der Bildqualität bin ich hellauf begeistert und definitiv davon überzeugt, dass die Kamera meine Videoarbeit auf das nächste Niveau heben kann. 
Im Verlauf des Auftrags fand ich von Tag zu Tag mehr Gefallen an der Kamera, die sich als die ideale, kompakte Run-and-Gun Begleiterin erwiesen hat. 

Im Gegensatz zu bisherigen Kameras dieser Grösse musste ich praktisch keine Kompromisse eingehen und sie lässt wenig zu wünschen übrig. Die A7S III hat sich als sehr zuverlässig erwiesen und in jeder Situation einwandfrei funktioniert, was mir besonders wichtig ist. Insgesamt ist die A7S III somit eine nahezu perfekte Kamera für meine aktuelle Art und Grösse von Videoproduktionen. Würde sie über 24 statt «nur» 12 Megapixel verfügen, wäre sie für mich auch eine perfekte Hybridkamera und ich könnte meine A7 III verkaufen, welche ich momentan noch für die Fotografie verwende. Zusammenfassend bin ich von dieser ersten Erfahrung mit der Sony A7S III sehr begeistert und freue mich auf weitere Einsätze.

Gerne präsentiere ich Dir hier das Endprodukt des Auftrags auf Madeira:

Rami Ravasio:

web: ramiravasio.com
Instagram: @ramiravasio