Mario hatte kurzfristig die Gelegenheit mit der neuen Leica Q2 Monochrom einige Testbilder zu machen. In diesem Blogbeitrag und Video berichtet er von seinen Erfahrungen mit der ersten Vollformat-Kompaktkamera mit echtem Monochrom-Sensor.

 Die Leica Q2 Monochrom im Kurztest

Kein anderer Kamerahersteller hat so viel Mut zur Reduktion auf das Wesentliche wie Leica. 
Mit der Leica M-D gibt es sogar eine digitale Messsucherkamera die komplett auf einen Monitor verzichtet.
Mit der Leica M Monochrom lancierte Leica im Jahr 2012 eine weitere Kamera die durch Verzicht auffällt. Bei diesem Modell wird allerdings nicht auf den Monitor verzichtet, sondern wie es der Name schon erahnen lässt, auf die Farben. Die neuste Ausführung dieser Baureihe ist die Leica M10 Monochrom und sie erfreut sich grosser Beliebtheit bei Fotografen, die sich intensiv mit der Schwarz-Weiss Fotografie auseinandersetzen.
Nun wagt Leica den nächsten Schritt und erweitert das Produkt-Portfolio mit der Leica Q2 Monochrom um die erste kompakte Vollformat-Kamera mit einem Monochrom-Sensor. 

Ich muss gestehen: Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick!

Die Leica Q2 Monochrom ist eine echte Schönheit. Die Optik und Haptik überzeugen mich auf Anhieb und lösen den „haben-will-Reflex“ unmittelbar aus, bevor ich überhaupt das erste Foto mit der Q2 Monochrom geschossen habe. Wohl kein anderer Kamerahersteller macht es Fotoenthusiasten so schwer, rational zu bleiben wenn es um Kameraequipment geht. 

 

Es gibt sicher einige Argumente die dagegen sprechen, eine Leica Q2 Monochrom zu kaufen. Als Erstes ist die Kamera natürlich nicht ganz günstig: CHF 6150.- ist ein stolzer Preis. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass einem die Flexibilität der Auswahl zwischen Schwarz-Weiss und Farbbild genommen wird, müsste eigentlich kein grosses Verlangen nach dem Kauf dieser Kamera entstehen können. Ein spezieller monochromer Sensor wird doch aber sicher wesentliche Qualitätsvorteile in Bezug auf die Schwarz-Weiss Fotografie bieten?
Ich ziehe los in die Berner Altstadt um meine Kaufgelüste mit echten Fakten zu untermauern. 

Mit der Leica Q2 Monochrom unterwegs in der Berner Altstadt

Bereits direkt vor unserem Geschäft bietet sich das erste Sujet für einen Test mit einem schnell bewegenden Motiv an. Im Vergleich zur M Monochrom bietet die Q2 Monochrom nun ja auch die Möglichkeit, mit Autofokus zu fotografieren. Wie bereits von der farbigen Q2 gewohnt, funktioniert der AF schnell und präzise. Allerdings ist es nicht das Gefühl des schnellen Autofokus, das mich in den Bann zieht. Vielmehr ist es die Erfahrung, durch den hervorragenden OLED Sucher mit 3.68 Mio. Pixel, die Bilder direkt in Schwarz-Weiss zu erleben. Natürlich kann ich bei fast jeder Kamera in den Schwarz-Weiss Modus wechseln. Doch der innere Konflikt, dann doch noch entscheiden zu wollen ob das Bild nun in Farbe oder schwarz-weiss verwendet werden soll, limitiert mich in der Praxis, konsequent in schwarz-weiss zu denken. Mit der Leica Q2 Monochrom trifft man diese Entscheidung schon beim Kauf. Die Suche nach kontrastreichen Motiven wird so quasi zur Mission. Ein sehr gutes Gefühl, das süchtig macht. 

schwarz-weiss oder Farbe?

Doch sind nun die Bilder des neu entwickelten 47 Megapixel Monochrom-Sensors so viel besser als Bilder, die mit einer vergleichbaren Kamera in Farbe aufgenommen und in S/W konvertiert werden? Ich habe keine Testbilder im direkten Vergleich mit der Q2 gemacht und kann hier keine gemessenen und absolut korrekten Werte zum Vergleich wiedergeben. Ich bin mir aber sicher, dass man entsprechende Tests in Kürze zu Genüge finden wird. Nach meinem subjektiven Empfinden bietet die Q2 Monochrom in Bezug auf den Dynamikumfang und der generellen Bildwirkung in schwarz-weiss nochmals eine Steigerung zu vergleichbaren Kameras mit Farb-Sensor. Es ist wie so oft im Leben: Die letzten Prozente in der Annäherung an das maximal Mögliche, sind mit einem ungleich grösseren Aufwand verbunden. Dieser Aufwand wurde von Leica, wie bei der "normalen" Q2, auch bei der Optik betrieben: Das 28mm f/1.7 ist knackscharf und so gut wie verzeichnungsfrei. Ausserdem überzeugt das Objektiv mit einer sehr guten Naheinstellgrenze von nur 17cm. Oft hört man bei Q2 interessenten, dass sie ein 35mm bevorzugen würden. Wenn man berücksichtigt, dass die Q2 und die Q2 Monochrom beim Fotografieren im 35mm Modus immer noch 30 Megapixel Auflösung bieten, sehe ich die Möglichkeit für das Wechseln zwischen 35mm und 28mm als klaren Vorteil. Wenn man diese Punkte berücksichtigt, ist sicher auch der Preis der Leica Q2 Monochrom gerechtfertigt. 

Für alle, die nun trotz allem was die Leica Q2 Monochrom auf der irrationalen Ebene auszulösen vermag, ein wirklich stichhaltiges rationales Argument für den Kauf suchen, habe ich da noch was:
Wo wir in tiefen ISO-Werten sicher von Nuancen im Unterschied sprechen können, überzeugt die Leica Q2 Monochrom in hohen ISO-Werten mit einer schier unglaublichen Bildqualität. Natürlich rauscht auch die Q2 Monochrom in den höheren ISO-Bereichen. Das Rauschen ist aber eher vergleichbar mit einem analogen Filmlook und wirkt daher sehr natürlich. So kann auch ein Bild mit 25’000 ISO problemlos in beeindruckender Qualität vergrössert werden. 

Aber wer braucht schon rationale Argumente wenn es um eine Kamera wie die Leica Q2 Monochrom geht?

Wie ein Foto mit der Leica Q2 Monochrom bei 25'000 ISO aussieht, zeige ich Dir im Video:

 

 Ein Blogbeitrag von Mario Wüest, Geschäftsleitung Photo Vision Zumstein AG