Sandro Georgi ist ein «documtentary photographer» aus Bern. Sein Hauptinteresse gilt den Menschen im weitesten Sinne, so wie den wilden und abgelegenen Landschaften und vor allem deren Wirkung auf die Menschen.
Am liebsten erzählt Sandro mit seinen Bildern Geschichten, die den Betrachter erreichen und sucht dafür stets das Ehrliche und Authentische.
Wir haben ihm die Leica Q2 Monochrom mit auf seine Reise nach Sardinien gegeben. Das Ergebnis aus seinem Test liest du hier:

"Die «normale/farbige» Leica Q2 kenne ich bestens und ich habe schon ganze Reisen nur damit fotografiert, da mir die Kamera und deren Handhabung sehr gut gefällt. Als mir Mario von Foto Video Zumstein letzen Winter mit einem breiten Grinsen angekündigt hat, dass die Q2 Monochrom im Rent verfügbar sein werde und ob das nicht etwas wäre, war ich natürlich neugierig, aber auch etwas skeptisch. Mich nur auf schwarzweiss beschränken ohne die Möglichkeit zur Farbe? Ein Versuch könnte es wert sein.

Sardinien im Sommer

Tiefblauer Himmel, türkisfarbenes Meer, gelb-braune, von der Hitze verbrannte Wiesen und Felder und das ausgewaschene Grün der Olivenbäume und -sträucher unter der brütenden Sommersonne. Eigentlich ein Farbenparadies und ich habe von den diversen Reisen auf der Insel bereits viele wunderbare Fotos im Archiv, die das auch belegen. Zeit also, um einmal etwas Neues zu wagen!

Wir sind mit dem Zug via Mailand und der Fähre ab Genua nach Sardinien gereist. Mit im Gepäck unsere Gravel Bikes und pro Person je zwei Bikepacking Taschen: Vorne eine Rolle am Lenker mit einer zusätzlichen kleineren Tasche für diversen Kram und eine «grosse» Satteltasche. Alles in allem etwa 30 Liter Stauraum. Wir hatten neben Kleidung, etwas Technikkram (Powerbank und Ladegeräte) noch das Zelt und die Schlafsäcke mit Matten dabei und haben für einmal den Kocher zuhause gelassen. Bei einem dermassen reduzierten Packvolumen hat die kleine Q2 Monochrom hervorragend dazu gepasst und sich nahtlos ins Materialkonzept eingefügt. Dank dem IP52 Standard hatte ich wegen Staub (Regen im sardischen Sommer sowieso nicht) auch keine Bedenken und die Kamera mit ruhigem Gewissen eingepackt.

Ich bin kein Fotograf, der nur schwarzweiss fotografiert, aber habe immer mal wieder Phasen oder Projekte, bei denen es sich anbietet. Die Bikepacking Tour in der Bretagne von letztem Jahr, entlang der wilden Küste, oft mit Nebel am Morgen, war so eine Gelegenheit. Der Entscheid zu schwarzweiss ist aber erst unterwegs gefallen, und die Serie hätte gerade so gut auch in Farbe enden können. Meistens entscheidet hier der Bauch, was es wird. Mit einer Kamera loszuziehen, die diese Wahlmöglichkeit aber nicht anbietet, war also ein Wagnis. Was, wenn ich unterwegs merke, dass ich doch lieber Farbe gehabt hätte und wenn ich mit der Einschränkung nicht zurechtkomme? Die Bedenken im Vorfeld waren unbegründet und ich habe jeden Moment mit der Q2 Monochrom geliebt.

Auf das Wesentliche reduziert

Das Wissen, dass sich die Frage nach Farbe oder schwarzweiss gar nicht erst stellt, macht etwas mit einem. Keine Wahl zu haben und nicht immer wieder am Entscheid herumzustudieren, war befreiend und ich habe unterwegs sehr entspannt fotografiert und mich mit etwas weniger auseinandersetzen müssen. Wie bei einer Bikepacking Tour mit sehr reduziertem Material führt eine Einschränkung in Optionen meistens zu mehr Kreativität und damit mehr Freude und Zufriedenheit und ultimativ besseren Ergebnissen.

Die Leica Q2 Monochrom (wie auch die Q2 mit identischem Gehäuse und Bedienkonzept) liegt toll in der Hand. Sie ist weder zu klein, um sie richtig halten zu können, noch zu gross, um auffällig und im Weg zu sein. Das mattschwarze Gehäuse aus Magnesium wirkt sehr hochwertig und elegant. Im Gegensatz zur Q2 ist das Design komplett in schwarzweiss gehalten. Die Gravuren und farbigen Beschriftungen der Q2 wie z.B. die Distanzangabe in Fuss beim Fokusring sind in dezentem Grau und Weiss gehalten und das rote Logo wurde komplett weggelassen. Schlichter und eleganter geht kaum mehr. Das Bedienkonzept ist einfach und komfortabel. Blende, Zeit und ISO lassen sich direkt über den Blendenring oder die Drehräder verstellen und die weiteren wichtigsten Einstellungen können über das Status-Menü komfortabel auf dem Touchscreen ausgewählt werden. Die ganzen übrigen Einstellungen verteilen sich auf nur 5 (!) Menü Seiten, in denen man sich gut zurechtfindet. Auf überflüssigen Funktionsschnickschnack wird im Menü ebenso verzichtet, wie auch bei den vorhandenen Knöpfen und Einstellrädern am Gehäuse. Erneut eine Reduktion auf das Wesentliche, die mir sehr gefällt und mich auf das Fotografieren zu konzentrieren lässt, ohne vorher (oder immer wieder) lange eine Anleitung zu studieren und in ewig tiefen Menüs herumzuirren.

Ausstattung

Der OLED Sucher ist hell, scharf, kontrastreich und überzeugt. Einzig dass, wenn man mit dem Auge nicht genau zentral vor dem Sucher ist, die Randbereiche des Suchers unscharf wirken können, hat mich manchmal irritiert (kann aber auch ein Anwenderfehler sein…). Der Sensor mit 47 MP Auflösung lässt keine Wünsche übrig, was die Abbildung von Details angeht und das fix verbaute, lichtstarke 28mm Summilux Objektiv liefert herausragend scharfe Bilder. Mit einer maximalen Blendenöffnung von f/1.7 lässt sich ein sehr schönes Bokeh erzielen.
Die Möglichkeit über einen separaten Ring am Objektiv, die Kamera in den Makromodus zu versetzen, eröffnet mit einer Naheinstellgrenze von 17cm noch einmal zusätzliche Möglichkeiten, welche ich immer wieder mit viel Freude genutzt habe.
Die Leica Q2 Monochrom ist eine Kamera, die mich zum Spielen und Experimentieren animiert hat und ich habe sie immer mit Freude aus der Tasche geholt. Ganz generell halte ich es mit jeglichem Material (egal ob Foto oder Outdoor Material) so, dass ich es liebe, Dinge zu nutzen, die ich mag, während ich Aktivitäten mache, die mir wichtig sind.

Durch das Wegfallen des Farbfilters vor dem Sensor gewinnen die Bilder noch einmal an Schärfe und das Bildrauschen ist selbst bei hohen ISO-Werten kaum vorhanden. Ich habe problemlos mit ISO 25'000 (!) fotografiert und bin beeindruckt von den nach wie vor verfügbaren Details. Die Files zeigen zwar ein Rauschen, welches aber kaum stört. Es ist nur ein schwarzweisses Rauschen und kein Farbrauschen und erinnert damit teilweise an ein Filmkorn.

Die 28mm Brennweite sind schon sehr weit und waren im ersten Moment ein wenig gewöhnungsbedürftig. Im Gegensatz zu meiner absoluten Lieblingsbrennweite von 35mm musste ich schon mit der normalen Q2 erst lernen, bei 28mm immer noch ein bisschen näher heranzugehen und notfalls halt ein paar Schritte mehr zu machen. Als Alternative dazu bietet die Q2 Monochrom (wie auch die Q2) einen digitalen Crop-Modus, der einen weissen Rahmen im Sucher einblendet und so den Abbildungswinkel einer 35mm, 50mm oder 75mm Linse wiedergibt. Die JPGs werden entsprechend der Einstellung so abgespeichert, während die DNG-Files die volle Auflösung behalten. Bei einem Crop auf 35mm bleiben immer noch ca. 30 Megapixel übrig, was mehr als ausreichend ist für die meisten Anwendungen und so habe ich den 35mm-Modus immer mal wieder verwendet.

Schwarzweiss Sensor

Aber nun zum eigentlichen Merkmal der Kamera: Der schwarzweiss Sensor bildet feinste Helligkeitsverläufe ab und bietet sowohl in den in den Lichtern und wie auch den Schatten viel Reserve für die Nachbearbeitung der DNGs. Im Zweifel würde ich eher ein wenig unterbelichten, da ich subjektiv das Gefühl habe, in den Schatten noch etwas mehr Reserven zu haben. Die feinen Abstufungen der Grautöne und -verläufe sind grossartig und die Abbildungsqualität lassen keinerlei Wünsche übrig. Die Nachbearbeitung am Computer (ich nutze Capture One 21) ist eine Freude und die Ergebnisse ein Fest für die Augen. Um die Files an die Grenzen zu bringen, musste ich gewaltig an den Reglern und Kurven schrauben, so dass ich bereits lange vor dem «Zerfall» der Dateien das Gefühl hatte, dass die Bilder überbearbeitet wirken.

Fazit

Die anfängliche Unsicherheit, ob mir die Farbe fehlen wird, hat sich als unnötig herausgestellt. Die Reduktion auf schwarzweiss ohne weitere Option war, wie bereits erwähnt, befreiend. Nach den ersten paar Bildern noch in Bern auf dem Heimweg vom Abholen der Kamera, hatte ich rasch wieder den «Schwarzweiss-Blick drauf» und habe mich vor allem auf Kontraste, Strukturen und Formen konzentriert. Ich sehe anders bzw. mir fallen andere Dinge auf, wenn ich ohne Farbe fotografiere, und der elektronische Sucher zeigt mir das Bild auch bereits in schwarzweiss und nicht farbig, wie bei einem optischen Sucher wie z.B. den M-Kameras von Leica.

Alles in allem war es eine wunderbare Zeit mit der Leica Q2 Monochrom und ich habe sie nur sehr widerwillig zurück ins zumirent.ch gebracht. Aber seien wir ehrlich, es braucht weder eine Leica, noch eine reine Monochrom- und auch nicht eine Vollformatkamera, um tolle schwarzweiss Bilder zu machen. Aber… und hier kommt es: Die Abbildungsqualität der Q2 Monochrom, die Reduktion auf das Notwendige ohne Firlefanz sowohl in der Funktionsweise und im Bau wie auch auf schwarzweiss und das fantastisch niedrige Rauschverhalten bei hohem ISO in Verbindung mit den verfügbaren 47 Megapixeln haben halt schon was für sich.

Hätte ich die Kamera gerne? Breites Grinsen im Gesicht, ein Glitzern in den Augen und ein starkes Jucken in den Fingern: aber sicher!! Wäre es zu rechtfertigen, wenn ich das Geld dazu hätte (denn billig ist sie leider nicht)? Wenn ich ganz, ganz ehrlich mit mir bin und rationell argumentiere, wohl leider nicht, da ich zu gerne auch in Farbe fotografiere. Mit der Leica Q2 besitze ich bereits eine hervorragende Kamera und kann mit den Kompromissen, die ich damit eingehe im Vergleich zur Q2 Monochrom leben. Aber wenn das Glitzern in den Augen und das Jucken in den Fingern zu stark werden sollte (und ich bin sicher, dass es das über kurz oder lang werden wird), gibt es die Q2 Monochrom zum Glück ja jederzeit bei Foto Video Zumstein im zumirent.ch. Und wer weiss... vielleicht eines Tages… Träumen darf man ja!"

Hier gehts zur Leica Q2 Monochrom im Onlineshop

Hier gehts zur Leica Q2 Monochrom bei zumirent.ch

Sandro Georgi:

web: sandrogeorgi.com
Instagram: @sandrogeorgi