Kai Grossmann (@wildlicht), leidenschaftlicher Landschafts - & Reisefotograf, war in Namibia unterwegs. 
Die ideale Gelegenheit, das Sony 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS in Kombination mit der Alpha A7R III genau unter die Lupe zu nehmen. 

Er berichtet hier von seinen Erfahrungen: 

"Im Februar hatte ich das Vergnügen, während einer zweiwöchigen Reise die wunderbare Landschaft und Tierwelt von Namibia zu entdecken. Das Land überraschte mich positiv: Die aufgestellten und freundlichen Menschen die dort leben, wie auch die grossen endlosen Landschaften und die abwechslungsreiche Natur haben einen grossen Reiz und sind durchaus eine Reise wert. Am meisten in den Bann gezogen hatten mich jedoch die Tiere. Während der ersten Woche nahm ich an einem Safari-Workshop teil, geleitet von Donal Boyd und Benjamin Hardmann, im Erindi Private game reserve. Eine lehrreiche und unvergessliche Erfahrung, die ich nun gerne mit euch Teile:

Mit kaum Erfahrung im Bereich Tierfotografie habe ich mich der Herausforderung gestellt und mein Bestes gegeben, um unvergessliche Momente einfangen zu können. Ausgerüstet mit dem FE 100-400 f4.5-5.6 GM OSS aus dem Hause Sony und der Sony Alpha A7R III war ich zuversichtlich, die richtige Ausrüstung dabei zu haben, um tolle Bilder der Tierwelt aufnehmen zu können. Viele unter euch fragen sich nun wahrscheinlich, wieso nicht die Alpha A9 meine Wahl für diese Reise wurde. Schliesslich verfügt sie über den schnelleren Autofokus und feuert mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde. Auf Profilevel wäre das bestimmt ein Vorteil aber nach meiner Erfahrung war die A7R III genau die richtige Kamera um einen ersten Versuch in der Königsdisziplin zu wagen. 

Der Hauptgrund für meine Wahl waren die zusätzlichen Megapixel.  Der Autofokus war eigentlich kein Argument: Tiere befinden sich hinter Gebüschen oder liegen in einer Weide. Dem Autofokus in diesen Situationen zu vertrauen ist ein echtes Pokerspiel. Der elektronische Sucher von Sony, im Zusammenspiel mit Fokus Peaking und einem 6x oder 12x Zoom, ist mit Übung um einiges zuverlässiger. Ohne Zweifel, der Autofokus ist ansonsten hervorragend und auch bei 10 Bilder pro Sekunde besteht die Möglichkeit, im continuous mode (AF-C), zwischen den einzelnen Bildern zu fokussieren. Diese Funktionen kommen zum Einsatz sobald die Tiere aktiv sind und sich schneller bewegen. In der meisten Zeit sind sie aber eher ruhig und entspannt und bewegen sich nur selten. Beste Voraussetzungen um den manuellen Fokus zu nutzen und ein scharfes Bild des Tieres zu machen. Nicht des Baumstamms davor.

Settings - Manueller Fokus

Um den manuellen Fokus effektiv nutzen zu können, habe ich folgende Anpassungen an meiner Kamera vorgenommen: Fokus Peaking (auf Deutsch Kantenanheb - Einstellung) aktivieren. Peaking Level auf Mid und Peaking Color auf Red. 

Eine weitere Einstellung die ich vorgenommen habe befindet sich unter den Custom Key Settings (bzw. BenutzerKey auf Deutsch). Auf der dritten Seite unter BenutzerKey habe ich der AF-ON-Taste die Funktion Fokusvergrösserung zugeteilt. Backbutton Fokus habe ich auf der Funkt. d. AEL-Taste eingestellt, die AF Ein heisst.

Die Verwendung von Backbutton Fokus hat folgende Vorteile: Bei dieser Art des Scharfstellens vermeide ich, dass der Autofokus bei jedem Druck auf den Auslöser aufs Neue anfängt zu arbeiten. Somit kann ich sicher sein, dass, sobald mein Bild scharf eingestellt ist, beim erneuten Drücken auf den Auslöser nicht nochmals neu fokussiert wird.

Handhabung

Das FE 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS ist mit seinen knapp 1400 Gramm eines der leichteren Objektive seiner Kategorie. Trotzdem wird es mit der Zeit und nach einem ganzen Tag in einem Safari Jeep schwer und man ist froh, wenn man die Ausrüstung auf einem Stativ oder bean bag auch mal ruhen lassen kann. Für angenehme Führung ist die Verwendung eines Stativs eine tolle Idee und empfehlenswert. Andererseits ist es in vielen Situationen problemlos möglich, freihändig zu fotografieren. Schwierig wird es allerdings, sobald die Lichtverhältnisse dunkler werden und man eigentlich immer noch eine schnelle Verschlusszeit verwenden möchte, um ein scharfes Bild von einem Tier in Bewegung aufzunehmen. Die meiste Zeit habe ich die vollen 400 mm ausgenutzt und somit mit einer Blendenöffnung von F 5.6 fotografiert. Wenn man mit 1/500 bis zu 1/1000 fotografiert, ist man gezwungen, den ISO Wert anzupassen um die schnelle Belichtungszeit noch aufrecht erhalten zu können. Dies ist für mich einer der ganz wenigen Nachteile dieser Linse. Sobald man sich aber Gedanken über die massiven Kosten und das zusätzliche Gewicht einer Festbrennweite mit 400mm F4 oder sogar F2.8 macht, drückt man schnell ein Auge zu und ist mit dem Resultat doch eigentlich zufrieden.

Vergleichstest

Trotzdem möchte ich noch einen kleinen Vergleich einbringen. Folgende Bilder sind mit einem FE 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS und einem Canon EF 500mm f/4L IS II USM mit dem Sigma MC-11 entstanden. Beide Bilder sind unbearbeitete RAW-Dateien. 

Das linke Bild wurde mit dem FE 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS gemacht und das rechte mit dem EF 500mm f/4L IS II USM. Sobald man im Bild einen grösseren Ausschnitt wählt, sind die Unterschiede zu erkennen. Das Bokeh des Sony-Objektivs ist eher weich und verschwommen während das Canon-Objektiv das Objekt im scharfen Bereich des Bildes besser freistellt. Lohnt es sich, das Vierfache an Geld auszugeben für ein keines bisschen bessere Qualität mit ordentlich zusätzlichem Gewicht? Wo man doch mit der Handhabung schon mal an seine Grenzen stösst und so zusätzlich ein passendes Stativ mit Gimbal braucht. Schlussendlich hat man ja auch gerne eine Ausrüstung, die einfach in den Fotorucksack passt und nicht noch einen zusätzlichen Koffer für das Objektiv verlangt. Spannend wird sicher die Enthüllung des neuen Sony 400mm F2.8 G Master werden. Vermutlich bleibt es aber für die meisten Fotografen ein Traum, ein Objektiv im Preisrahmen eines Kleinwagens selber zu besitzen.

Fazit

Jederzeit würde ich das Sony-Objektiv wieder auf eine Safari mitnehmen oder auch in der Schweiz verwenden um tolle Tierbilder zu machen. Die Möglichkeit, 100-400mm zu verwenden, ist durchaus ein Vorteil. Während meiner Zeit in Namibia habe ich hauptsächlich die vollen 400mm ausgenutzt, da die Distanz zwischen den Tieren und dem Fahrzeug einfach zu gross war.  Denjenigen, die ein Sony 70-200mm f2.8 GM besitzen, empfehle ich auch den Kauf des 100-400mm, trotz der Möglichkeit, einen Converter zu verwenden. Für alle anderen, die noch kein solches Teleobjektiv besitzen oder eine andere Linse, mit einer maximalen Brennweite von 200mm haben, sind 400 mm auf einer Safari unabdingbar.  Da wird schnell merkbar werden, dass man hauptsächlich mit der längst möglichen Brennweite fotografiert und trotzdem noch oft das Gefühl hat, es könnte noch ein bisschen mehr gehen. Deshalb war ich auch sehr zufrieden mit den Möglichkeiten der Sony Alpha A7 R III, noch weiter ins Bild zoomen zu können, falls ich nicht nahe genug am Sujet dran sein konnte."

Vor- & Nachteile des Sony 100-400mm:

+ Preis                                                                                - Lichtstärke              
+ Bildqualität                                                                  - Bokeh
+ Gewicht
+ Bildstabilisator
+ Benutzerfreundlichkeit
+ abnehmbare Stativhalterung
+ Brennweiten 100-400m

Das Sony 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS sowie die Alpha A7R III findest Du auch in unserem Onlineshop!

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