Martins Weg in die professionelle Fotografie war die logische Konsequenz aus seinen drei grössten Leidenschaften: Mountain Bike, Fotografie und Reisen. 
Über die Jahre konnte er sich einen Namen in der Branche machen und fotografiert für grosse Marken wie z.B. RedBull, SCOTT, Deuter, Adidas usw. 
Kürzlich war er in Chile um einen 6700 Meter hohen Vulkan zu besteigen. Als Hauptkamera begleitete ihn dabei die Canon EOS R
Alles über seine Reise und die Erfahrungen mit der EOS R liest Du hier:

                                        

Martin hat seine Reise in einem Video dokumentiert. Die Untertitel in deutsch und frazösisch kannst Du einblenden lassen.

Foto Video Zumstein: Kürzlich bist Du von einer abenteuerlichen Reise nach Chile zurückgekehrt. Du hast eine Gruppe Mountainbiker begleitet, die versucht haben, einen 6700 Meter hohen Vulkan zu besteigen. 
Wie kommt man auf diese Idee?

Martin Bissig: Mit meinem Freund Gerhard war ich schon öfters in großen Höhen unterwegs. Zum Beispiel haben wir in Marokko den 4200 Meter hohen Toubkal und in Griechenland den über 3000 Meter hohen Olymp bestiegen. Letztes Jahr waren wir zusammen auf knapp 5000 Metern in Tibet unterwegs und im November 2013 haben wir, gemeinsam mit zwei anderen Sportlern und den Mountainbikes, den Kilimandscharo bestiegen. 

RedBull hat davon eine Dokumentation gemacht, welche Patricio gesehen hat. Patricio ist Chilene und bestieg, bzw. befuhr mit seinem Mountainbike schon viele 6000er in Chile. 
Er hat uns eingeladen, mit ihm und sechs seiner Freunde bei seinem Projekt, die Besteigung des 6740 Meter hohen Vulkans, Lullaillaco, dabei zu sein.

Habt ihr es geschafft? 

Mein Freund Gerhard hat es leider auf 5300 Meter mit einer Höhenkrankheit erwischt. Er konnte nicht weiter aufsteigen und musste die Expedition abbrechen. Die anderen drei Sportler haben den Gipfel erreicht, wie auch die beiden Filmer, der zweite Fotograf und ich. Insgesamt waren wir zu siebt auf dem Berg.

Konnten die Biker anschließend runterfahren? Und du musstest mühsam wieder zu Fuß absteigen?

Ein Großteil der Abfahrt war nicht fahrbar mit dem Mountainbike. Von 6700 Meter runter bis auf zirka 6000 Meter konnte nicht gefahren werden und die Sportler mussten die Räder wieder runtertragen. Viel mehr gefahren als gelaufen sind auch sie nicht.

Wie bereitet man sich auf so einen Trip vor?

Es gibt zwei Arten der Vorbereitung: Einerseits muss man sich technisch vorbereiten. Das heißt, man muss schauen, dass man alle notwendigen Batterien, Akkus, Kameras, Ladegeräte und technischen Einrichtungen parat hat. Die zweite Vorbereitung ist die sportliche. Da habe ich mich sehr gut für die langen Tage gerüstet und in der Schweiz trainiert. Ich bin viel gewandert und war über den Sommer oft mit dem Mountainbike unterwegs.

 

Was hast du dir in Bezug auf die fotografische Ausrüstung für Gedanken gemacht und für welche Produkte hast du dich schlussendlich entschieden?

Ich wusste, dass dieses Mal das Gewicht von großer Bedeutung sein würde. Deshalb habe ich mich komplett für ein spiegelloses System entschieden. In meinem Gepäck war die neue Vollformat-Systemkamera, Canon EOS R mit den RF 24-105mm Objektiv, die Canon M50 mit dem EF-M 18-150mm Objektiv und die kleine Canon M6 inklusive 11-22mm Objektiv. Drei Kameras wollte ich dabeihaben, um unterwegs nicht noch Objektive wechseln zu müssen. Zudem mussten alle Kameras schnell zugänglich sein. Ich habe die EOS R und die M6 an einem Hüftgurt getragen, die M50 am Rucksackgurt.

Du warst erst zwei Wochen in Besitz der brandneuen Canon EOS R und hast diese als Hauptkamera mitgenommen. Wie hat sich die Kamera unter so extremen Bedingungen bewährt?

Für mich war es schon ein gewisses Risiko, mit einer mir noch relativ unbekannten Kamera so lange zu arbeiten. Vorgängig habe ich aber versucht, die Kamera noch so gut wie möglich durchzutesten und kennenzulernen. Im Vergleich zur Canon EOS 5D Mark IV gibt es doch einige Unterschiede, die man sich zuerst erarbeiten muss. Z.B. an die Touch-Bar muss man sich sicher zuerst mal gewöhnen.

Die Kamera hat zu meiner grossen Freude unter den extremen Bedingungen sehr gut funktioniert. Ich hatte vor allem zwei Bedenken: Zum einen die extreme Kälte. Wir sind bei Temperaturen bis zu minus 20 Grad aufgestiegen. Zum anderen war ich vorgängig etwas unsicher, wie sich die Bedienung mit Handschuhen gestalten würde.

Zur Kälte: der Bildschirm wie auch der elektronische Sucher haben unter den extremen Temperaturen überhaupt nicht gelitten und die Kamera habe ich wie gewohnt nutzen können. Ich habe keinen nennenswerten Unterschied zur Spiegelreflexkamera feststellen können, was die Bedienung beziehungsweise die Akkulaufzeit und die Kälte betrafen. Bei der Bedienung mit den Handschuhen war ich ebenfalls etwas skeptisch, was den Touchscreen anbelangt. Ich habe mich deshalb entschieden, die für mich wichtigen Funktionen jeweils stehen zu lassen (Blende / Zeit) und die ISO-Werte zum Beispiel mit dem Objektiv Ring zu verschieben. Den Fokus Punkt habe ich hinten auf dem Display mit dem Daumen gesetzt und das hat wunderbar funktioniert, auch mit Handschuhen. 
 

Was sind die größten Vorteile im Vergleich zum Spiegelreflex System? 

Der allergrößte Vorteil ist für mich die Größe und das Gewicht. Bei gleichbleibender Qualität kann ich leichter und kompakter unterwegs sein. Was ich zudem sehr geschätzt habe war das Klappdisplay. So konnte ich viel einfacher Fotos aus ungewöhnlichen Perspektiven machen. 

Hast Du auch Nachteile festgestellt?

Eigentlich nicht. An die neue Bedienung muss man sich zuerst gewöhnen. Hat man sich aber eingearbeitet, gibt es mehr Vor- als Nachteile. Das einzige Feature, welches ich vermisse, ist ein zweiter Kartenslot. Was den Datenverlust angeht, bin ich immer etwas ängstlich. Am liebsten zeichne ich daher auf zwei Karten auf um auf der sicheren Seite zu sein. Hoffentlich kommt das dann in der nächsten Version.

Du warst mit dem RF 24-105mm unterwegs. Wie schätzt Du die optische Leistung des Objektivs ein?

Für mich ein absolutes Top-Objektiv mit dem Gewicht und der Grösse. Für meine Bedürfnisse, gerade auf solchen Expeditionen, qualitativ absolut ausreichend. Den Qualitäts-Kompromiss würde ich auch gerne für ein Objektiv mit Brennweite von z.B. 28-300mm eingehen. Wenn es möglich ist, bis auf den Weitwinkel jeden Bereich abzudecken, würde ich auch mit kleinen Einbussen in der Bildqualität leben können. 

Kannst Du etwas zum neuen Bedienkonzept der EOS R sagen? Wie hast Du die Kamera konfiguiert? Setzt Du die Touch-Bar ein? Welche Funktion hat bei Dir der zusätzliche Objektivring?

Ich habe mich lange mit dee Touchbar und den Individualisierungen auseinandergesetzt. Die Möglichkeiten sind überwältigend. Ich arbeite fast ausschliesslich mit Zeitautomatik und stelle somit die Blende ein. Je nach Tageszeit bin ich oft mit Auto-ISO unterwegs. Die Touchbar benutze ich für die Durchsicht der Bilder und das markieren der guten Fotos. Den Objektivring nutze ich zur ISO Einstellung.

Hast Du auch EF Objektive adaptiert? Wie hat sich das bewährt?

Zu Beginn schon, als wir noch nicht auf dem Berg waren. Ich hatte das EF 11-24mm drauf. Ich liebe dieses Objektiv. Mit dem Adapterring wird es aber noch länger und schwerer und es besteht eine Unbalance zum kleinen und leichten Body. Deshalb freue ich mich auf die vielen Objektive, welche in der RF Serie erscheinen werden. Dank dem neuen Bajonett können diese ja kleiner und kleiner bzw. noch lichtstärker gebaut werden. 

Du hast zusätzlich noch die EOS M6 und die EOS M50 zur Vulkan-Expedition mitgenommen. Wie hast Du diese beiden Kameras eingesetzt?

Die M6 mit dem 11-22mm (entspricht einem 16-33mm Vollformat) habe ich vor allem für die Selfie-Filmaufnahmen genutzt und damit einige Weitwinkel-Shots aufgenommen. Die M50 mit dem 18-150mm (27-225mm Vollformat) habe ich vor allem für Tele-Shots gebraucht. Da muss ich aber schon sagen, dass mir die M50 zu klein und zu spielerisch ist. Das war dann tatsächlich ein Kompromiss. Bereits jetzt ist allerdings klar, dass die EOS R definitiv meine Hauptkamera wird und somit die EOS 5D Mark IV ablöst. 
 

Was sind für Dich die drei wichtigsten Highlights des neuen spiegellosen Vollformat-Systems von Canon?

Die Hauptvorteile sind für mich die Grösse und das Gewicht. Des weiteren erlaubt das neue Bajonett neue Objektive, die kleiner und kompakter sein werden, also auch das ist ein grosser Pluspunkt für mich. Nicht zuletzt ist bis zum Erscheinen der neuen Optiken auch der Adapterring eine tolle Sache, mit welchem ich meine bisherigen Objektive weiterhin genau gleich nutzen kann. Ein weiteres Highlight ist für mich das Autofokus-Feld, welches sich nun praktisch über den gesamten Bildbereich erstreckt. Das macht vieles einfacher. Das setzen der AF-Punkte über das Touch-Display finde ich super gelöst. 

Die von mir befürchteten Nachteile (Kälte, Bedienbarkeit mit Handschuhen) haben sich zum Glück ja nicht bewahrheitet und ich sehe gegenüber der Spiegelreflex keine Nachteile.

 

Martin Bissig: 

bissig.ch
Instagram: @martinbissig

 

 

 

 

 

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