Tanja und Simon Kurt betreiben „Digitale Massarbeit“ (digitalemassarbeit.ch) und erstellen dabei Fotos und Videos nach Kundenwünschen. 
Während einer Reise nach Australien, wo die beiden unter anderem eine Hochzeit am Strand begleiteten, konnten sie die neue Canon EOS R ausgiebig testen. 
Ihren Testbericht sowie einige Eindrücke ihrer Reise findest Du hier: 

Als die ersten Ankündigungen der neuen Canon EOS R durch das Internet geisterten, war der Hype bei uns im Büro ziemlich einseitig verteilt. Meine Frau Tanja hätte im Vorbestell-Rausch am liebsten direkt alle unsere Kameras durch ein brandneues Canon-EOS-R-Schwadron ersetzt. Aber neue Objektive, der unschöne Crop-Faktor im Filmmodus, nur ein Speicherkarten-Slot: Ich war irgendwie alles andere als enthusiastisch. Zwei Wochen später muss ich sagen: Wie man sich doch täuschen kann!

Spiegellos nach Down Under

Wir durften die Kamera während unserer Australien-Reise, Anfang Dezember, ausgiebig testen. Auf dem Programm standen eine traditionelle laotische Hochzeitszeremonie, eine Strand-Hochzeit, ein paar Tage Sightseeing in Sydney mit einem Abstecher ins Opera House sowie ein Ausflug in die nahen Blue Mountains. Mit den Objektiven RF 28-70mm f2.0, RF 50mm f1.2 und RF 24-105mm f4.0 sowie dem EF-Adapter für unser EF 16-35mm f2.8 und das EF 85mm f1.4 hatten wir fast die komplette RF-Serie im Handgepäck.

Long story short: Wir waren begeistert. Die Abbildungsqualität hat uns jeden Abend beim Sichern der Bilder wieder von neuem überrascht. Besonders überzeugt hat uns die Schärfe sowie der weiche Verlauf in die Unschärfe bei grosser Blende. Auch das geringe Rauschverhalten der Kamera überzeugte uns vollkommen: Alles bis zu ISO 6400 schien den Sensor nicht wirklich zu beeindrucken. So haben wir bei einer nächtlichen Fahrt mit der Fähre aus reiner Neugier Bilder vom Opera House mit ISO 10’000 geschossen (RF 28-70mm, f2.0, 1/200) und waren überrascht, wie brauchbar das Bild tatsächlich noch war. 

Das Rad nicht neu erfunden, aber trotzdem etwas runder gemacht 

Mit den beiden lichtstarken Objektiven der neuen Serie (RF 28-70mm f2.0 und RF 50mm f1.2) sahen wir uns aber sowieso selten gezwungen, höher als ISO 3200 zu gehen. Die beiden Brennweiten etablierten sich deshalb auch ziemlich schnell zu unseren Favoriten: Das RF 28-70mm f2.0 war perfekt für unsere Streifzüge tagsüber und überzeugte mit einer Schärfe und Abbildungsqualität, die wir ansonsten nur von Fixbrennweiten kennen. Verzogene oder weichgezeichnete Ecken waren genau so wenig ein Problem wie chromatische Aberration. Vom Gewicht her spielt die Linse allerdings klar in der Schwergewichtsklasse: Unser geliebtes EF 16-35mm f2.8, welches wir ansonsten als Reiselinse verwenden, fühlt sich dagegen an wie ein Fliegengewicht. Die Bilder aber, die man mit f2.0 über den gesamten Brennweitenbereich erreicht, rechtfertigen das etwas höhere Gewicht jederzeit. 

Sobald es Abends eindunkelte, wechselten wir dann jeweils zum neuen "nifty fifty" der Serie. Schnell, scharf, lichtstark und deutlich handlicher. Da gibt es ansonsten nicht viel zu berichten: Canon hat hier das Rad zwar nicht neu erfunden, aber es trotzdem noch etwas runder gemacht. 

Das 24-105mm f4.0 der neuen RF-Serie hingegen legt, wie auch sein Zwillingsbruder aus der EF-Serie, ein tolles Preis-Leistungsverhältnis an den Tag, trumpft aber mit deutlich mehr Schärfe und weniger chromatischer Aberration auf. Das ermöglicht manchem Einsteiger einen preisgünstigen Einstieg in die begehrte L-Serie. Man erhält gegenüber dem anderen Zoom der RF-Serie etwas mehr Brennweite im oberen Zoombereich, bezahlt das aber gleichzeitig mit einem deutlich kleineren Blendenumfang. Von einem ästhetischen Standpunkt aus gesehen geschieht in Bezug auf die Komposition aber genau zwischen f2.0 und f4.0 extrem viel. Das war dann auch der Grund, wieso wir uns in neun von zehn Fällen eher für das RF 28-70mm f2.0 entschieden haben.

 

Mehr Durchblick

Grossen Respekt hatten wir vor dem elektronischen Sucher, mit dem wir uns bei unserer Sony a7sII nie wirklich hatten anfreunden können. Das ist natürlich sehr subjektiv, aber für uns war die Abbildung im Sony-Sucher immer zu künstlich, zu starr, zu indirekt. Wir waren daher extrem positiv überrascht vom schnellen und hochaufgelösten elektronischen Sucher, den Canon der EOS R spendiert hat. Für mich persönlich war das eine grosse Erleichterung, denn sind wir mal ehrlich: Wer will denn schon wirklich über das grosse Display seiner Kamera fotografieren? Gerade im hellen Tageslicht war es zudem sehr hilfreich, die Fotos auch mal kurz im elektronischen Sucher auf korrekte Belichtung überprüfen zu können.

 

Bewegte Zeit für bewegtes Bild

Der Crop-Faktor von 1.7x bei 4K (bei interner und externer Aufzeichnung), fehlende Sensor- oder Objektiv-Stabilisierung… Das Thema Video hatte sich für mich eigentlich bereits im Vorfeld erledigt. Kurz vor der Strandzeremonie kam beim Brautpaar dann aber doch noch kurzfristig der Wunsch auf, zur Erinnerung ein kleines Video zu haben. Klassiker! So filmten wir mit dem EF-Adapter und dem EF 85mm f1.4 IS nebenbei noch ein paar Mood-Bilder in 1080p 50fps ALL-I. Die Anbindung mit dem Adapter klappte nahtlos. Ein entscheidender Punkt, wenn man wie wir die Objektive, die man schon hat, weiterhin verwenden möchte. 

In der Postproduktion waren die 50-fps-Dateien vom Handling her identisch zu den Files, die wir von der Canon 5DmkIV resp. der 1DXmkII her kennen. Einziger Wermutstropfen hier ist, dass die 100-fps-Option aktuell lediglich in 1280x720 Pixel verfügbar ist. Das mag für die meisten belanglos sein, aber bei stürmischen Aufträgen mit wenig Zeit greifen wir bei unseren Canon-Kameras oft auf diese Alternative zurück, um aus wenig Zeit möglichst viel Material zu generieren. 

Auch im Video-Modus hat der elektronische Sucher der EOS R wieder gepunktet, weil man dank fehlendem Spiegel nun neu auch den Viewfinder nutzen kann. Das macht nicht nur die Kameraführung gefühlt direkter, sondern erlaubt auch akkurateres Arbeiten beim manuellen fokussieren. Für mich persönlich ein grosses Plus.

                                 

Fast perfekt

Doch keine Rose ohne Dornen. Obwohl dieser Punkt in Foren und Reviews schon bis zum Abwinken diskutiert wurde, können wir uns immer noch keinen Reim darauf machen, wieso Canon in der Kamera nur einen einzigen Speicherkarten-Slot verbaut hat. Für Hobby-Fotografen oder Studio-Aufnahmen mit Tethering ist das kein Problem. Für Reportagen aber, wo es oft auch mal etwas rauer zu und hergeht, ist es erfahrungsgemäss riskant, alles auf eine Karte zu setzen – wortwörtlich gemeint. Zu schnell verabschiedet sich eine SD-Karte ins digitale Nirvana, weshalb wir uns nie von der geliebten Doppelsicherungsfunktion der Canon 5DmkIV trennen möchten.

Gemeinsam mit dem Crop-Faktor im Videomodus war das aber der einzige Makel, der uns bei der Kamera aufgefallen ist. Abgesehen davon hat uns die Canon EOS R in allen Bereichen überzeugt. Vor allem in Kombination mit den beiden neuen Objektiven RF 28-70mm f2.0 und RF 50mm f1.2 ist die Kamera ein mächtiges Tool für praktisch jede nur denkbare Situation. Mit dem elektronischen Sucher legt sie gefühlt zwar mehr Akku-Hunger an den Tag als andere EOS-Modelle, kann dafür aber mit dem Standard-Canon-Akku LP-E6N gefüttert werden – danke dafür, Canon! Mit ihrem schnellen Autofokus, dem tollen elektronischen Sucher und der wirklich extrem hohen Abbildungsqualität hat sie während unserer Reise nach Sydney für eindrückliche Aufnahmen gesorgt und uns fast ein bisschen wehmütig gestimmt, als wir sie zu Beginn der Woche wieder abgeben mussten. Herzlichen Dank an das Zumstein-Team für die Leihgabe und das Vertrauen.

 

Tanja & Simon Kurt

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