Brigitte Fässler ist Regisseurin, Videokünstlerin und Fotografin. 
Sie kreiert fantastische, spielerische Bilder und einzigartige fiktionale Universen, indem sie das Reale mit dem Imaginären mischt. Ihre poetischen Arbeiten basieren oft auf einer Mischung aus analogen und digitalen Techniken. Ihre Videos wurden auf verschiedenen nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt und ausgezeichnet.

Brigitte konnte die Sony Alpha 1 bereits bei ihrer Arbeit testen und berichtet von ihren Erfahrungen in diesem Blogbeitrag: 

Ausgangslage

Eigentlich war ich hauptsächlich auf der Suche nach einer neuen Fotokamera, die meine Canon EOS 5D Mark III, die mittlerweile doch schon etwas in die Jahre gekommen ist, ersetzt.

Beim Lesen über die verschiedenen Kameras wurde ich aufmerksam auf jene Modelle, die sowohl im Foto- als auch im Videobereich sehr gut abschneiden. Bisher musste man sich für einen Schwerpunkt entscheiden, nun sollten mit einer Kamera beide Bereiche gleichermassen gut abgedeckt werden. Da wurde ich natürlich neugierig.

Ich arbeite in beiden Bereichen und hatte bisher eine Fotokamera (Canon EOS 5D Mark III) und eine Filmkamera (Sony A7s II), bzw. filme ich nur noch selten selber und arbeite bei grösseren Filmprojekten meistens mit Kameramännern- und Frauen zusammen.

Da ich gerade bei kleineren Projekten aber gerne auch wieder vermehrt selber filmen wollte, jedoch mittlerweile durch das Arbeiten mit RED Footage ziemlich verwöhnt bin was die Bildqualität und die Möglichkeiten die das Footage beim Grading bietet angeht, interessierten mich die neuen Kameras die beides können, immer mehr. 

Mein Anspruch und mein Interesse beim Kreieren von Bildern und Videos ist stark vom ästhetischen und weniger technischen Aspekten geleitet. Mich interessiert viel mehr was alles mit einer Kamera machbar ist, als was mit der Kamera an sich (technisch gesehen) möglich ist.
Und so kam ich auf die Sony Alpha 1.

An Shootings, bei denen ich filme und fotografiere, nur noch eine Kamera anstatt zwei mitzunehmen und in beiden Bereichen eine Top Qualität zu erhalten, sowie keine Kompromisse beim Handling oder der Bildqualität eingehen zu müssen, war für mich, trotz des stolzen Preises, ausschlaggebend für meine Entscheidung die Sony Alpha 1 zu kaufen. 

Testshootings / Praxis Test

Um ehrlich zu sein, war ich dann vor meinen ersten Testshootings schon etwas nervös. Meine Erwartungen an die Sony Alpha 1 waren hoch und ich wusste nicht ob sie diese wirklich erfüllen würde.   

Ich testete die Kamera so, wie ich es am liebsten mag: mit verschiedenen Tänzern und viel Freiraum für Improvisation. Dazu habe ich ein Shooting im Studio, sowie ein Outdoor- Shooting organisiert. 

Interessiert hat mich, was für eine Bildqualität sich mit all den technischen Features erzeugen lässt. 

Beim Outdoor Shooting habe ich mit dem französischen Krump Tänzer, JR Sniper gearbeitet. Gefilmt haben wir in Sion auf den Hügeln in der Nähe der beiden Schlösser Valère und Tourbillon. 

Damit die Kamera auch gleich etwas gefordert wird, habe ich in einer Low Light Situation, nämlich kurz nach Sonnenuntergang sowie Nachts mit sehr wenig zusätzlichem Licht gefilmt. Mit dabei hatte ich das Sony FE 24mm f/1.4 GM Objektiv, den DJI RS 2 Pro Gimbal und zur Beleuchtung das Rotolight RL-NEO-II.

Im Studio habe ich mit Dauerlicht gearbeitet, um dieselbe Lichtsituation sowohl bei Fotos, wie auch bei Videos zu erzielen und fliessend zwischen filmen und fotografieren wechseln zu können. Zum Einsatz kamen fast ausschliesslich zwei Arris L7-C. An Objektiven hatte ich das Sony 24mm F1.4 GM und das Sony FE 24-70mm F4.0 ZA OSS dabei.

Bei diesem Shooting durfte ich mit der Flamenco Tänzerin Ladina Bucher und dem Tango Tänzer Daniel Aranda arbeiten. Geschminkt wurden sie von der Make-Up & Bodypainting Artistin, Bouche Rouge.

Erster Eindruck

Mein erster Eindruck der Kamera war, obwohl ich ja wusste dass sie kompkat ist, dass sie wirklich sehr klein ist. Und sehr leicht. Im positiven Sinne gemeint, zumindest für mich, da ich gerne mit möglichst kleinem Equipment (Stative, Gimbal) arbeiten möchte. 

Etwas unterschätzt hatte ich die Einarbeitungszeit in das sehr umfangreiche Menü. 
So hätte ich unter anderem wohl mit der jeweils optimalen Autofokus-Einstellung für die jeweilige Situation noch bessere Resultate erzielen können.

Eine hervorragende Funktion ist das Fokus-Tracking. Gerade wenn man alleine filmt und keine zweite Person dabei ist die den Fokus zieht, ermöglicht dies Aufnahmen, die mir mit meinem bisherigen Equipement unmöglich gewesen wären. Was die Sony Alpha 1 in Punkto Fokus-Tracking sowohl bei Fotos als auch bei Videoaufnahmen leistet, beeindruckt mich sehr. Es erleichtert einem die Arbeit sehr und man kann sich stärker auf die Bildkomposition konzentrieren. 

Das Fotografieren von Sprüngen und schnellen Tanzbewegungen der Tänzer*innen war mit den 30 Bildern in der Sekunde eine richtige Freude, obwohl es auch ein wenig die Spannung nimmt, da man den richtigen Moment eigentlich gar nicht mehr verfehlen kann. 

Auf das Thema Überhitzung war ich sehr gespannt. Dies war bei meinen Tests aber kein Thema für Sony Alpha 1 und daher einer der Gründe, warum ich mich für diese Kamera entschieden habe.
Die Shootings waren in Bezug auf die Intensität und vom zeitlichen Einsatz der Kamera her ähnlich wie bei meinen üblichen Aufträgen oder Projekten. 

Footage

Vergleicht man die Dateigrösse der Videos mit z.B. der RAW Dateien einer RED Kamera, so muss ich ehrlich gestehen, dass ich schon etwas skeptisch war, da die Dateien der Sony Alpha 1 im Vergleicht sehr klein sind. In Bezug auf den Datentransfer, der sehr rasch ging und im Hinblick auf den benötigten Speicherplatz ist das sehr hilfreich. Umso gespannter war ich auf die Sichtung des Footages, ganz besonders auch auf die Video Aufnahmen.

Für mich war es ein wahres Wow-Erlebnis, das ich das letzte Mal hatte, als ich zum allerersten Mal mit RAW Material arbeiten durfte. 

Die Bildqualität ist extrem gut, auch bei den Outdoor Aufnahmen mit sehr wenig Licht. Hier hat es zwar ein leichtes Rauschen, aber das lässt sich sehr gut reduzieren.

 

Aufnahme Einstellung: 4k / HS / 50fps und mit 150mb 4.2.0

Bei den Fotos, die ich mit ISO 1000 aufgenommen habe, ist ein leichtes Rauschen sichtbar, das bei ISO 1600 / 2000 nur wenig stärker erscheint


Die Möglichkeiten die der Codec und das Farbsampling in Bezug auf das Colorgrading der Videos bieten sind meinem Eindruck nach sehr umfangreich und lassen kaum Wünsche offen. Bei den Videos (Beispiele) habe ich sehr stark bei den Farben eingegriffen und war total überrascht, was alles machbar ist. So habe ich es bisher nicht geschafft an die Grenzen in Bezug auf die Möglichkeiten in der Postproduktion, resp. Codec und das Farbsampling zu gelangen, ausser bei den Aufnahmen die ich in 4k / HS / 50fps und mit 150mb4.2.0. (und nicht in 4.2.2.) aufgenommen habe und sehr stark bearbeitet habe werden sie langsam sichtbar. Aber sogar hier war ich sehr erstaunt, wie gut das Footage aussieht und ich denke, dass ich eher einen hohen Anspruch habe. 

Gespannt bin ich, was sich mit dem Einsatz von einem externen Recorder noch zusätzlich herausholen lässt. 

 


 

Fazit

Die Sony Alpha 1 erfüllt meine Erwartungen absolut. Es ermöglicht mir, mit einer super leichten Ausrüstung sehr viele Einsatzbereiche abzudecken und mit einer Kamera den Foto- wie auch Filmbereich gleichermassen abzudecken. Die Bildqualität der Fotos und Videos ist top, gerade auch beim Filmen in Low Light Situationen hat sie mich schwer beeindruckt. Das Videofootage bietet, soweit ich es testen konnte, extrem viel Spielraum in der Postproduktion.

Und schlussendlich bereitet das Arbeiten mit der Kamera einfach Freude!

Brigitte Fässler

web: brigittefaessler.com
Instagram: @brigittefaessler